Luis Fabini, Wade Davis - Amerikas Cowboys
Sieveking Verlag

ISBN 978-3-9448-7451-7

Von den Prärien Noramerikas bis in das Hochland der Anden

Luis Fabini und Wade Davis, Amerikas Cowboys

"Wer ist der Gaucho?", fragt Luis Fabini. Nach langem Schweigen bekommt er die Antwort: "Der Gaucho ist das Land unter seinen Füßen."

Ein Band wie eine Monument, Fotografien wie Gemälde. Zeitlos und in ihrer rauen Schönheit zu Beginn des 21.Jahrhunderts, in Zeiten von Jetlag und Burnout, eine Reise zurück in die Vergangenheit. Es gibt sie noch heute, die Cowboys. Doch Amerikas Cowboys haben nur wenig mit den Westernhelden Hollywoods gemeinsam. In Chiles kargem Norden heißen die Männer Huasos, Gauchos in Patagonien und Uruguay. Brasilien hat seine Pantaneiros und Vaqueiros, Equador seine stolzen Chagras und Mexikos Rinderhirten nennen sich selbstbewusst Charros.

„Die Geburtsstunde des Gaucho schlug, als die europäischen Eroberer die Neue Welt erreichten und einige Rinder in das Meer der Weideflächen eintauchen ließen, das sich vor ihnen öffnete. … Der Gaucho erwies sich als erstaunlich anpassungsfähig. In Geschichtsbüchern findet man die Angabe, er sei um das Jahr 1870 herum verschwunden, nachdem im ganzen Land Zäune hochgezogen worden waren. Im strengen Sinne mag das zutreffen, aber auch wenn Stacheldraht den Radius des Gauchos einzuschränken vermochte, löschte er ihn nicht aus; er zwang ihn, sich anzupassen. Heute begegnet man dem Gaucho als Wanderer, Bereiter und Viehtreiber; er erledigt Jobs, die ihm seine Eigenständigkeit lassen und Abstand zur Gesellschaft erlauben.“, schreibt der New Yorker Fotograf Luis Fabini im Vorwort.

Mehr als ein Jahrzehnt hat Fabini mit den Cowboys den kargen Alltag geteilt. Er zeigt die raue Lebenswirklichkeit dieser Männer, die noch heute in den Weiten des amerikanischen Kontinents auf ihren Pferden das Vieh über Hochebenen, Prärien oder durch Sumpflandschaften treiben. Fabini, der als Sohn eines Diplomaten auf unterschiedlichen Kontinenten aufgewachsen war und früher als Trekking-Guide gearbeitet hatte, war dafür mehrfach monatelang in acht Regionen des amerikanischen Kontinents unterwegs: Er trank Mate mit den Gauchos von Uruguay, war dabei, als die Cowboys in Nebraska die Kälber mit Brandzeichen markierten, übernachtete mit den

Vaqueiros in der von Dornbüschen übersäten Steppe und begleitete die Pantaneiros beim Viehtrieb durch die riesige Sumpflandschaft des Pantanal, geplagt von Mücken, umgeben von Jaguaren, Kaimanen und Anakondas. Luis Fabini, der auch als Fashion-Fotograf tätig war, wurde Teil ihrer Welt. Entstanden sind während dieser Nähe Bilder von beeindruckender Intensität: In Duoton oder Farbe zeigt er Porträts wettergegerbter Gesichter, von Männern, deren Züge vom selbstbestimmten, aber entbehrungsreichen Leben erzählen, ihre rauen Hände, die wogenden Rücken der Viehherden und die halbwilden Pferde, die eins mit ihrem Reiter zu sein scheinen. Fabinis Bilder zeigen ein Leben, das fern unserer Realität liegt und doch ein Teil unserer Vorstellungswelt ist und jenseits der Klischees nur reicher wird.