DRESDEN
SÄCH'SCHE JEMÜTLICHKEET, FRAUENKIRCHE UND JUNGE SZENE
Dresdner Frauenkirche

Nach einem Entwurf von George Bähr wurde die Frauenkirche von 1726 bis 1743 erbaut. Im Luftkrieg des Zweiten Weltkriegs wurde sie in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 durch den in Dresden wütenden Feuersturm schwer beschädigt und stürzte am Morgen des 15. Februar ausgebrannt in sich zusammen. 

1966 erklärten die DDR Behörden die Kirchenruine offiziell zum Mahnmal gegen den Krieg. Auch wenn es keine offizielle Gestaltung als Mahnmal gab, so wurde der Platz für die staatlich gelenkten Gedenkdemonstrationen genutzt. Auf dem Höhepunkt der Bewegung „Schwerter zu Pflugscharen“ riefen Dresdner Christen erstmals am 13. Februar 1982zum stillen Gedenken an den Trümmern auf.
Canaletto Blick

„Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke“, Bernardo Bellotto, 1748

Der berühmteste Blick auf die Elbflorenz stammt von dem Italiener Bellotto, welches heute in der Gemäldegalerie Alte Meister zu besichtigen ist.

Dresden. Elbflorenz. Barocke Welterbestadt. Aberkanntes Weltkulturerbe. Frauenkirche und Schloss Pillnitz. Gemälde Alter Meister, Zwinger und Brühlsche Terrassen. „Über Jahrhunderte prächtige Residenz der Wettiner, ist Dresden heute eine der schönsten Barockstädte Europas und eine attraktive Metropole zugleich. Tief verwurzelt in der reichen Tradition und eingebettet ins Elbtal, hat sich das „deutsche Florenz“ zu einer modernen Großstadt entwickelt, deren Anziehungskraft sich im Reichtum der Kunst und Kulturschätze ebenso begründet, wie in der Zukunftsorientierung als Wissenschafts- und Industriestandort.“ heißt es heute im Stadtführer. Dresden ist weltberühmt; die ersten Besucher der ostdeutschen Bundesländer zieht es zuerst an den sächsischen Teil der Elbe, der beiderseits des Flusses seine Reize zeigt.

Dresden ist „eine Herzensangelegenheit“, ein Freilichtmuseum mit sächs'scher Jemütlichkeet. Denn eines ist gewiss. Dresden ist Sachsen und wenn auch über die Jahre eine Vielzahl an ausländischen Investoren und somit Nichtmuttersprachlern an die Elbe gezogen sind, so ist doch die sächsische Mundart noch dominierend und übt den eigentlichen Reiz aus. Denn Sachsen sind neben einer gewissen Dickköpfigkeit doch auch gleichzeitig „fischelant“. Das schönste sächsische Wort wurde im Herbst 2009 gekürt. Auf Dresden trifft das im Besonderen zu, denn wer gewitzt, gewandt und zugleich geschäftig ist, ist auch "fischelant". Und so haben die Dresdner in den Nachwendejahren aus dem „Tal der Ahnungslosen“, wie es aufgrund seines schlechten Fernsehempfanges genannt wurde, den Anziehungswert um Etliches erhöht. „Dresden ist eine wunderschöne Stadt, die sich ständig verändert und immer wieder zu Neuentdeckungen einlädt. Eine Stadt, die tolerant und weltoffen ist und deren einzigartiges Flair nicht zuletzt auch von ihren Bewohnern geprägt wird. Deren Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft wäre undenkbar ohne die Lebensfreude und die hohe Lebensqualität, die Dresden bietet, und die sie gern mit ihren Gästen teilen, ohne den Stolz auf ihre Stadt zu verleugnen.“ Die Chemnitzer fanden dazu in frühen Jahren: "In Chemnitz wird gearbeitet, in Leipzig gehandelt und in Dresden geprasst".

Tatsache ist, dass Dresden mit 1.700.000 Übernachtungsgästen 2011 zum attraktivsten Reiseziel Deutschlands gehört. Das Leben und Studieren in der sächsischen Landeshauptstadt ist attraktiv und trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Historie jung und sexy. Während bereits zu seinen Lebzeiten die opulenten Feste von August dem Starken bekannt waren, erwacht heut das junge Dresden am Abend in der äußeren Neustadt und im ehemaligen Industriegelände. Dort hat sich seit einigen Jahren eine dichte Club- und Partyszene mit einem vielfältigen Musikangebot etabliert. „Gefeiert wird bis zum Morgen, ob beim alternativen Stadtteilfest „Bunte Republik“ oder der Unity.Dresden.Night.“ August der Starke, späterer polnischer König schob zu seinen Zeiten ein gewaltiges barockes Beschäftigungsprogramm an, dem die Dresden-Neustadt, die Ritterakademie, die Kaserne und das Japanische Palais, die Zwingergebäude, die Dreikönigskirche und, heute wieder, die Frauenkirche zu verdanken sind. Letztere wurde zum Synonym für den Aufbauwillen der Sachsen. Bittereres Symbol für den sinnlosen Bombenkrieg der Alliierten am Ende des Zweiten Weltkrieges zeugten die Mauerreste der Frauenkirche bis nach den Wendejahren. Durch Fördervereine und Spender, u.a. mit kleinen Armbanduhren uns Sandsteinen der Frauenkirche, begann 1994 der Wiederaufbau des „Mahnmal gegen den Krieg“. Am 30. Oktober 2005 fand in der Frauenkirche ein Weihegottesdienst und Festakt statt. So prächtig ihr Äußeres nun die Altstadt dominiert, so kitschig und überladen wirken die barocken Remakes im Innern. Nun, die Kirche hat eben Symbolcharakter.

Es ist hipp in Dresden zu studieren. Die Kneipenszene ist nicht zu stylisch und die Dresdner Filmtage wie das jährliche Dixielandfestival gutbesuchte Institutionen. Es gibt nur wenige Orte, an denen so viel Kunst und Kunstwerke dichtgedrängt zu finden sind ohne das sie zusammengedrängt wirken. Zwinger, Semperoper, Residenzschloss und Brühlsche Terrasse finden vor den Elbwiesen ebenso Luft zu Atmen wie die Dresdner selber. Die nutzen jede Sonnenstunde zum picknicken und grillen, chillen und diskutieren. Berühmt berüchtigt waren zu DDR-Zeiten die Dresdner Kabarettszene wie die Herkuleskeule, die solche namhaften Kabarettisten wie Wolfgang Stumph, Uwe Steimle oder Günther Pölitz hervorbrachte.

Wie pragmatisch die Dresdner indessen sein müssen zeigt auch das Beispiel des verlorenen Welterbetitels. Während die Deutsche UNESCO-Kommission noch 2004 schrieb, dass „seit dem 15. Jahrhundert ... Dresden Residenz der sächsischen Herzöge, Kurfürsten und später Könige (war). Unter Kurfürst Friedrich August I., genannt ‚der Starke‘, rückte Dresden zur Hauptstadt von europäischer Bedeutung auf. […] Es entstanden die großen Sammlungen der Gemäldegalerie und des Grünen Gewölbes und die erste europäische Porzellanmanufaktur. Im 18. Jahrhundert war die Stadt ein Zentrum europäischer Politik, Kultur und Wirtschaft. Eine Vielzahl von Künstlern und Wissenschaftlern hat in den vergangenen 400 Jahren im Dresdner Elbtal ihre Spuren hinterlassen.“ sahen sich die Verantwortlichen mit dem Bau der verkehrsbedingt notwendigen Waldschlösschenbrücke brüskiert und erkannten Dresden den Welterbetitel im Juni 2009 wieder ab.

Nun, Dresden bleibt „ein Fest für die Sinne.“ 2012 steht im 500. Jahr der sinnlichsten Frau der Welt. Die „Sixtinische Madonna“ mit ihren zwei Engeln bleibt ewig jung, unsterblich und medial präsent. MDR Figaro trieb die Frage um „Wer ist eigentlich berühmter? Angelus und Uriel, die beiden Engel aus Raffaels Sixtinischer Madonna, oder die "Sixtinische Madonna" selbst?“

Zu Schluss bleibt viel Dresden. Entfaltung, Zerstörung und Aufbau. Fast scheint es, dass es der Stadt an der Elbe wie Rom, der Stadt am Tiber, geht. Eine „ewige Stadt“. Und so wird aus Dresden nie das was die Sachsen selbst so gern als "färdsch“ bezeichnen. Etwas, das "plangemäß zum Ende gebracht wurde".

Semperoper

Sichtlich peinlich muss es einigen Besuchern vorkommen, wenn sie das Opernhaus der Sächsischen Staatsoper Dresden für das Brauhaus der Radeberger Biere halten.

Kulturpalast

Der 1969 eröffnete Dresdner Kulturpalast ist eine der vielen sozialistischen Mehrzweckhallen, die für Konzerte, Tanz- und Kulturveranstaltungen wie Kongresse genutzt wurden. Ab Herbst 2012 wird das Gebäude, für dessen Erhalt sich die meisten Dresdner nach der Wende bekannten, umgebaut.

Fürstenzug

Die Anfang des 20.Jahrhunderts auf der Außenseite des Residenzschlosses angebrachte Ahnengalerie des Wettiner Fürstenhauses zeigt auf 102 Metern die Herzöge, Kurfürsten und Könige von 1127 bis 1904.