EISENACH
WARTBURG - AUTOMOBIL UND WELTERBE, THÜRINGER LUFT UND BURSCHENSCHAFTEN
Lutherstube auf der Wartburg

Martin Luther blieb ein knappes Jahr bis zum 1. März 1522 als „Junker Jörg“ und nutzte  die Zeit auf Anraten Melanchthons mit der Übersetzung des Neuen Testaments in nur elf Wochen ins Deutsche. Die Übersetzung erschien ab September 1522, im Jahr darauf folgteen die ersten Teile des Alten Testaments. Damit machte Luther biblische Inhalte auch dem einfachen Volk zugänglich. Er nahm die Schrift nicht wörtlich, sondern versuchte, biblische Aussagen nach ihrem Wortsinn ins Deutsche zu übertragen. Er wollte „dem Volk aufs Maul schauen“ und verwendete eine kräftige und allgemein verständliche Ausdrucksweise die stil- und sprachbildend für Jahrhunderte wirken solte. Luther erfand Ausdrücke wie Bluthund, Selbstverleugnung, Machtwort, Schandfleck, Lückenbüßer, Gewissensbisse, Lästermaul und Lockvogel. Metaphorische Redewendungen wie „Perlen vor die Säue werfen“, „ein Buch mit sieben Siegeln“, „die Zähne zusammenbeißen“, „etwas ausposaunen“, „im Dunkeln tappen“, „ein Herz und eine Seele“, „auf Sand bauen“, „Wolf im Schafspelz“ und „der große Unbekannte“ gehen auf den Reformer aus Eisleben zurück.

Gedenkstätte Point Alpha

Der Name des ehemligen US-Beobachtungspostens Point Alpha in der Rhön steht für einen der Brennpunkte des Kalten Krieges. An der ehemaligen Stelle, wo bis 1989 ein Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes erwartet wurde, ist heute Gedenkstätte und Denkmal zugleich.

"Wenn ihr angefochten werdet durch Trübsal oder Verzweiflung, dann esst, trinkt, sucht Unterhaltung. Aber man muss wissen, dass nicht bei jedem dieselben Mittel anschlagen.“ ist eine der vielen Tischreden des Martin Luther. Die Wartburg ist wiederum so eng mit Luthers Namen verbunden, dass sie auch oft als „Lutherburg“ bezeichnet wird.

Wie kaum eine andere Anlage ist die Wartburg mit der Geschichte Deutschlands verbunden. 1067 durch Ludwig dem Springer gegründet und 1999 zum Weltkulturerbe geadelt, lebte die heiliggesprochene Elisabeth von Thüringen im frühen 13.Jahrhundert auf der Burg. Walter von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach ritten ein und der Reformator Martin Luther hielt sich hier 1521/22 als Junker Jörg versteckt und übersetzte arbeitswütig das Neue Testament in die deutsche Sprache. Johann Sebastian Bach wurde in der damaligen Eisenacher Fleischgasse, heute Luthergasse 35, geboren, Georg Philipp Telemann fand Anstellung als Hofkapellmeister in Eisenach, Goethe besuchte die Wartburg mehrmals und im Zuge der nationalen Bewegungen fanden ab 1817 auf der Wartburg mehrere Burschenschaftstreffen der deutschen Studenten statt. Auf dem Eisenacher Kongreß gründeten August Bebel und Wilhelm Liebknecht 1869 im Gasthaus „Goldener Löwe“  die Sozialdemokratische Arbeiterpartei aus der 1875 die SPD hervorging.

Doch vorerst entwickelt sich im frühen Mittelalter der Flecken Eisenach im Schutz der Wartburg prächtig. Unter Hermann I., der als vermögender Landgraf Kunst und Kultur fördert, erlebt die Wartburg ihre Blütezeit. Namhafte Künstler und Dichter folgten der Einladung des Mäzens und kultivierten die Wartburg zur  Hauptstätte der deutschen Dichtung, die im sagenhaften Sängerkrieg kumulierte. Durch die Heirat der 14jährigen Elisabeth von Ungarn mit dem sieben Jahre älteren  Ludwig IV. erhält das Mittelalter 1221 ein heiliges Fürstenpaar, welche das Armutsideal des Franziskus von Assisi lebt soweit es ihnen die Landgrafenwürde zulässt. Der scheinbare Widerspruch zwischen hoher adliger Stellung und Hingabe zur geistigen und realen Demut ist typisch für die zerrissene Zeit. Elisabeth widmet sich nach dem frühen Tod ihres Mannes ganz einem Leben in Armut und im Dienst an Armen und Kranken; sah sich mit dem Entzug ihres Vermögens und ihrer Rechte durch ihren Schwager Heinrich Raspe sowie dem Unverständnis, Hohn und Spott ihrer Zeitgenossen konfrontiert, starb im Alter von 24 Jahren und wurde bald heiliggesprochen.

Im Mai 1521, die Burg diente seit Jahren nur noch als Nebenresidenz der Wettiner, ließ Friedrich der Weise, der als Kurfürst von Sachsen 1502 die Universität Wittenberg gründen ließ, den 37jährigen Theologen Martin Luther zu dessen eigenem Schutz auf die Wartburg entführen. Die ehemalige Wohn- und Arbeitsstube des übermächtigen Reformators ist seit Jahrhunderten Ziel  ungezählter Pilger und gilt als Geburtsstätte der Lutherbibel und unserer modernen Sprache.

Am 18.Oktober 1817 trafen sich anlässlich des 300.Jahrestages des Luther’schen Thesenanschlags etwa fünfhundert Studenten, ein Achtel der damaligen deutschen Akademiker, aus dreizehn Universitäten zum ersten Wartburgfest. Die Jenaer Burschenschaft, die 1815 von Jenaer Studenten als Urburschenschaft gegründet wurde und auf deren Ideen sich heute noch die meisten Burschenschaften berufen, um die deutsche Einheit und vor allem die „Tugenden der Nation“ an der Universität vorzuleben, hatte auf die Wartburg zu einem „Nationalfest“ eingeladen. Das Wartburgfest stand unter dem Wahlspruch „Ehre, Freiheit, Vaterland“ und blieb anfänglich ohne konkrete politische Ziele.  Später jedoch folgten auf dem nahegelegenen Wartenberg die Verbrennung symbolhafter Gegenstände wie eine preußische Ulanenuniform und ein hessischer Soldatenzopf sowie mehrere Bücher als reaktionär geltender Verfasser. Das Treffen wurde eine „wirre Mischung aus antikonservativem Protest, Germanenkult, Frankophobie und Judenhass“, wie der Historiker Hans-Ulrich Wehler vermutete.

1818 wurde durch Burschenschaften aus 14 Universitätsstädten die „Allgemeine Deutsche Burschenschaft“ gegründet. Diese sollte alle bisherigen Studentenverbindungen ablösen, was letztlich aber nicht gelang, da sich die burschenschaftliche Bewegung zwar rasch ausbreitete, sich jedoch stark änderte, während manche Corps an ihren alten Traditionen festhielten. Später zerfiel der Dachverband und  Teile der burschenschaftlichen Bewegung radikalisierten sich. Die Gründung des deutschen Nationalstaates 1871, die von schweren Wirtschaftskrisen begleitet war, verschaffte den Burschenschaften, die sich dem nationalen Einheitsgedanken verpflichtet hatten, einen enormen Schub. Doch mit der Erfüllung der wichtigsten burschenschaftlichen Forderung wandelte sich auch die deutsche Bewegung von einer revolutionären in eine staatstragende.

Zu DDR-Zeiten galten die traditionellen Studentenverbindungen als Hort der bürgerlichen Gesellschaftsschicht und somit des Klassenfeindes und wurden verboten. In den 1980er Jahren erkannte die SED-Führung jedoch in der „Geschichte der politisch aktiven und revolutionären Burschenschaften gewisse „progressive Traditionslinien“, die von den „reaktionären Traditionslinien“ losgelöst und gesondert bewahrt werden könnten.“

Im Westen Deutschlands sah die Situation anders aus. Während in den 1970er Jahren noch die „Stärkung der Wehrbereitschaft“  als „selbstverständliche Pflicht“ jedes Burschen aus dem Vaterlandsprinzip abgeleitet wurde, so stritten sich die Burschen in den letzten Jahren um die Pflichtmensur und die Aufnahme von nichtdeutschen Studenten. Die internen Auseinandersetzungen führten schließlich 1996 zum Austritt mehrerer Mitgliedsburschenschaften von denen sich einige mit dachverbandsfreien Burschenschaften zur Neuen Deutschen Burschenschaft zusammenschlossen. In den letzten Monaten gerieten die internen Konflikte weiter in die Öffentlichkeit und das letzte Wartburgtreffen Anfang Juni 2012 eskalierte. Dabei geht es immer wieder um die zentrale Frage „Dulden Burschenschaften Rechtsextreme in ihren Reihen?“ Spiegel-Online berichtet unter anderem in seiner Ausgabe vom 04.06.2012 „Kritiker werfen dem Burschenschaftswesen insgesamt vor, ein Sammelbecken für Rechtsextreme zu sein. Traditionen wie das Singen aller drei Strophen des "Deutschlandlieds" tragen nicht gerade zur Besänftigung der Skeptiker bei. Immer wieder hatten seitdem liberalere Burschenschafter innerhalb wie außerhalb der DB versucht, dem Eindruck entgegenzutreten, die Burschenschaften tolerierten oder unterstützten rechtes Gedankengut. Selbst einen öffentlichen Aufruf gab es, den 400 teilweise prominente Burschenschafter unterzeichneten. Doch die Image-Rettungsversuche scheiterten spätestens bei diesem Burschentag. … Im Winter soll es nun einen außerordentlichen Burschentag geben, allerdings ist unklar, welche Burschenschaften sich noch daran beteiligen werden.“ Der bisherige Höhepunkt der Auseinandersetzungen erfolgte Anfang Juli 2012. Zwei Burschenschafter stritten vor dem Bonner Landgericht darum, ob der eine (Christian J. Becker, Gründer der Initiative Burschenschafter gegen Neonazis) den anderen (Norbert Weidner) als "Kopf einer rechtsextremen Bewegung" bezeichnen darf. Der öffentlichkeitswirksame Auftritt ist der Showdown einer Kampagne, mit der liberalere Mitglieder gegen Neonazis in ihren Reihen vorgehen wollen.

Zurück nach Eisenach. Im Dezember 1896 gründete der Industrielle Heinrich Ehrhardt die Fahrzeugfabrik Eisenach (FFE) als Aktiengesellschaft. Bereits zwei Jahre später produzierte das Unternehmen den Wartburg-Motorwagen und wurde somit das vierte Unternehmen in Deutschland mit einer Automobilproduktion, das schon Ende des 19. Jahrhunderts mit 1.300 Arbeitern zu den Großbetrieben in Thüringen gehörte. 1928 wurde das Werk von den Bayerischen Motoren Werken AG übernommen und nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht. Ab 1955 produzierte das nunmehrige VEB Automobilwerk Eisenach den Wartburg bis zur deutschen Widervereinigung und dem einhergehenden Zusammenbruch der ostdeutschen Wirtschaft. Die meisten der Gebäude direkt an der Werra wurden niedergerissen, in frühen Zeiten hätte man "geschliffen" gesagt. Nur das Tor zur AWE blieb stehen sowie eine alte Produktionshalle. Und das O2-Gebäude des ehemaligen Automobilwerkes, in welchem heute die Automobilegeschichte Eisenachs gezeigt wird.

Wartburg

Bereits im 19.Jahrhundert galt die Anlage bei Eisenach als nationales Denkmal.

Wehrgang

Einmal im Jahr trifft sich die Deutsche Burschenschaft auf der Wartburg zum Burschentag. 2012 Burschentag eskalierte der Streit zwischen liberaleren und konservativen Burschenschaftern auf der einen, rechtsextremen auf der anderen Seite.

Großer Festsaal

Der große Festsaal zählt zu den bekanntesten Konzertsälen Thüringens, wesentlichen Anteil an diesem Erfolg hat die Akustik des Raumes, die auch das Werk von Franz Liszt ist, der sein musikalisches Können und Fachwissen bei der Ausgestaltung des Festsaales einbrachte.

Opel Werk

Nach der Schließung der AWE 1991 durch die Treuhandanstalt, eröffnete Opel ein Werk in Eisenach, das die Tradition der Autoindustrie in der Stadt fortführt.