Wünsdorf - Ehemalige Garnision
DAS EHEMALIGE OBERKOMMANDO DER SOWJETISCHEN STREITKRÄFTE IN DER DDR

Wünsdorf - Oberkommando des deutschen Herres, der "Gruppe der Sowjetischen Truppen in Deutschland", Deutsch-Sowjetische Freundschaft und Waffenbrüder. Fast 50 Jahre steht Wünsdorf als Synonym für die sowjetischen Truppenverbände in der DDR. Ein Buch ist der Auslöser für eine Stippvisite in der ehemaligen Garnison, in deren Nähe in kaiserlichen Zeiten ein Halbmondlager für Kriegsgefangene mohammedanischen Glaubens mit einer Moschee errichtet wurde. Am 31.August 1994 wird vor der Kulisse des sowjetischen Ehrenmals in Berlin- Treptow die russische Armee feierlich verabschiedet. 49 Jahre nach der Besetzung der deutschen Ostzone verlassen die letzten Einheiten das wiedervereinte Deutschland. Im Vorfeld der Verabschiedung kommt es fast zum Eklat, da es keine gemeinsame Verabschiedung der vier Siegermächte geben soll. Am Tag der offiziellen Verabschiedung meldet der Oberkommandierende Matwej Burlakow dem ehemaligen Präsidenten Boris Jelzin „… der zwischenstaatliche Vertrag über die Bedingungen des befristeten Aufenthaltes der russischen Truppen und die Modalitäten des Abzugs ist erfüllt.“ (Kowalczuk/ Wolle „Roter Stern über Deutschland“).

Zehn Jahre später mache ich mich auf nach Wünsdorf, dem ehemaligen Sitz des Oberkommandos der sowjetisch-russischen Streitkräfte in der DDR. Hier hat sich bereits am 11.Juni 1994 die „Westgruppe der Truppen“ mit einer Militärparade und einem Volksfest verabschiedet. Der direkte Kontakt zwischen der deutschen Bevölkerung und den Angehörigen der sowjetischen Streitkräfte ist in den Jahren der „Deutsch-Sowjetischen Freundschaft“ auf einige offizielle Begegnungen beschränkt. Die Freundschaft macht nach Sportveranstaltungen oder Erntehilfen Pause. Private Kontakte sind offiziell nicht erwünscht. So bleibt das Leben hinter den Mauern dem größten Teil der Bevölkerung verborgen. Nach der Übernahme der fast unzerstörten Wehrmachtsgarnison 1945 mit allen erdenklichen militärischen und zivilen Einrichtungen, unteririschen Führungsstellen, Fliegerhorsten sowie Militärtechnik nach dem neuesten Stand entwickelt sich Wünsdorf zur größten Garnison und dem wichtigsten Standort in der DDR überhaupt. Von hier fährt die einzige direkte und tägliche Eisenbahn nach Moskau.

Das Leben der sowjetischen Truppen, die dreimal stärker waren als die der Nationalen Volksarmee der DDR; die politische und militärische Entwicklung beschrieb das Autorenteam Ilko-Sascha Kowalczuk und Stefan Wolle in ihrem 2001 erschienen Buch „Roter Stern über Deutschland“ überaus detailliert und facettenreich. 1994/95 beschließt die Landesregierung Brandenburgs ein Sonderförderungsprogramm und den Umzug von Dienststellen und Verwaltungen nach Wünsdorf. 1996 beziehen die ersten Landesbediensteten die renovierten Wohnungen. Wünsdorf wird offizielle Wald- und Bücherstadt. Doch auch die ehemalige Schaltzentrale der sowjetischen Truppen ist im Sommer 2004 noch vorhanden. Verstreut und hinter alten Zäunen fallen manche Wohnkasernen ihrem Schicksal entgegen. Die Mitglieder des 1993 gegründeten Militärhistorischen Vereins Zossen-Wünsdorf e.V. arbeiten seit ihrer Gründung die Historie der alten Garnison auf, dokumentieren das militärische und zivile Leben. Im Garnisonsmuseum finden Dokumente, Fotos und Alltagsgegenstände ihren letzten Aufenthalt.

Ich schließe mich der Bunkerführung an. Doch der Rundgang führt die 20 Interessierten, die sich am Westeingang zur Bunkersiedlung Maybach I treffen, in die ehemaligen Bunkeranlagen der deutschen Wehrmacht. Spannend beschreibt unser Tourführer die einstigen Bunkerhäuser, die in einer Rekordzeit von zwei Jahren, 1937 – 1939, gebaut wurden. Entsprechend dem Potsdamer Abkommen wurden die Bunkeranlagen 1946/47 gesprengt. Die Route, touristisch erschlossen, führt in den fast vollständig erhaltenen Nachrichtenbunker Zeppelin, der ab den 1960er Jahren als Hauptnachrichtenzentrale und „kernwaffensichere“ Kommandozentrale der Sowjettruppen wieder genutzt wurde. Das Interesse an den alten Anlagen ist unter der Bevölkerung immens, wie die Besucherzahlen nachweisen können. Weitere aufschlussreiche Details über das Garnisonsleben sind in den Broschüren des Fördervereins nachzulesen, der seine objektive Sichtweise betont und eine Bewertung den Historikern und Besuchern überlässt. 

Russenstädtchen

Wünsdorf, südlich Berlin gelegen und kaum 50km vom Brandenburger Tor entfernt, ehemals Sitz des Oberkommandos des deutschen Heeres, gilt als Synonym der sowjetischen Truppen in der DDR. Hermetisch abgeriegelt, exterritorialer Staat in der sowjetischen Besatzungszone, beherbergt das „Russenstädtchen“ durchschnittlich 35.000 – 40.000 Einwohner. Zeitweise leben sogar bis zu 60.000 Menschen hier.