Das Gespenst von Canterville
DREHARBEITEN AUF SCHLOSS VITZENBURG

Lang ist die Liste derjenigen, die auf dem Vitzenburger Schloß zu Gast waren. Doch den ungewöhnlichsten Besuch beherbergte der Schlossbesitzer Mike Schulze in den letzten Tagen in seinen Gemächern. Und so müßte auch ein neues Kapitel aufgeschlagen werden in der Geschichte des Schlosses.

Denn der Besuch hoch über der Unstrut war nicht nur ungewöhnlich, sondern auch unheimlich, handelte es sich doch hierbei um das Gespenst von Canterville höchstpersönlich. Mit zahlreichem Gefolge und Gepäck war die Person inkognito angereist. Mit Produzent, Regisseur, Schauspielern und einer Filmcrew, die letztendlich dreißig Personen umfaßte. Oskar Wilde läßt grüßen. Wer kennt sie nicht, die Spukgeschichte des englischen Schriftstellers. Die Erzählung von Sir Simon, der als 300jähriger Geist spätestens an den neuen amerikanischen Besitzern seines Schlosses verzweifelt, die ihn nicht im mindesten ernst nehmen, erschien erstmals 1887 in Großbritannien. Im Jahr 1944 kam das Gespenst von Canterville mit einem grandiosen Charles Laughton in die Kinos. Und nun dienten die Räume des Schlosses Vitzenburg für einen 2-minütigen Filmtrailer, der das Gespenst spätestens 2002 als neue Komödie in die Kinos zurückbringen soll. Produzent Stephan Schesch von der ELYPSE DEUTSCHLAND, der deutschen Tochterfirma des französischen Senders KANAL PLUS mit Sitz in Berlin, gab im Gespräch einen kurzen Einblick in die Arbeit des Teams.

Die Neuverfilmung der Wilde Geschichte wird eine Verschmelzung von Real- und Trickdarstellung, ähnlich Roger Rabbit, wobei auch Sir Simon zeichnerisch zum Leben oder eher zum Geist erweckt wird. Die Idee zum Film entstand vor etwa eineinhalb Jahren. Für die Außenaufnahmen der französisch-deutsch-englischen Kinoproduktion diente ein schottisches Castle. Die Innenaufnahmen hingegen entstanden im Salon und Kaminzimmer der Vitzenburg. Und wie es sich für eine schön schaurige Geschichte gehört, mußte der Keller des Schlosses als Verlies herhalten. „Unterstützung, besonders finanzielle, erhält das Projekt über Fördergelder der Bayrischen Filmförderung. Der Trailer zum Film dient der Präsentation im kleinen Rahmen und der weiteren Finanzierung des Projektes.“ verriet der junge Produzent. „Auf das Vitzenburger Schloß sind wir durch die MDM, die Mitteldeutsche Medienförderung, aufmerksam gemacht worden.“ Location Scouts der MDM besitzen umfangreiche Kenntnisse über verschiedene, landesweite Objekte und können hier konkrete Hinweise geben. Die Aufnahme auf dem Schloß war von Anfang an äußerst freundlich, betonte Schesch. Und die Zusammenarbeit mit dem Schloßherrn Schulze, für den dies ein Abenteuer der besonderen Art war, sehr effektiv.

Der Salon auf der Südseite des Schlosses bot das richtige Ambiente. Die Räumlichkeiten wurden jedoch noch filmwirksam aufgepeppt. Die Requisiten, unter anderem schwere Säbel, Bilder und Kronleuchter, stammten aus einem Münchner Fundus. Während nun ein kleiner Teil der jungen Filmcrew die Aufnahmen zum Trailer am Wochenende vorbereitete, traf der Rest der Mannschaft im Laufe des Sonntags ein. Im knappen Zeitplan fanden am Montag und Dienstag die Aufnahmen in den kühlen Räumen statt. Wenn auch die Stimmung in der Crew locker und gut war, lag spätestens bei den Drehs neben Kunstgewittern auch ein ganz klein wenig Anspannung in der Luft. Lag die Kunst der Schauspieler doch in der individuellen Darbietung. Die Besonderheit an den Szenen war nämlich der Dreh ohne Hauptdarsteller. Dieser stößt erst in Paris zum Trailer, wie auch später im Film. Denn hier entstehen die im Computer animierten Tricksequenzen. Wenn der Trailer die erhoffte Wirkung zeigt, steht das Schloß im Unstrutbogen für die Innenaufnahmen des Kinofilms „Das Gespenst von Canterville“ an erster Stelle, gab Schesch zu. Und so wären  die Kellerverliese der Vitzenburg spätestens 2002 selbst in den europäischen Kinos zu besichtigen.

Schloss Vitzenburg

Die erstmals um 991 erwähnte Wehranlage liegt an der unteren Unstrut. Im Laufe seiner langjährigen Geschichte wechselten immer wieder die Besitzer. Verschiedene Bemühungen zur Nutzung der Anlage in den 1990er und 2000er Jahren scheiterten. Heute fristet das Schloss ein Schattendasein, obwohl es direkt an den Tourismuswegen Sachsen-Anhalts liegt. Hier führen die Straße der Romanik und die 13.Weinstraße vorbei. In unmittelbare Nähe liegt der Mittelberg, auf dem 1999 die Himmelsscheibe von Nebra ausgegraben wurde.

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