Roots und Folk und World Music in Rudolstadt. Ungeschminkt, mit wachsender Teilnahme und vertraut detaillierter Vorbereitung. Während die jährliche Kultveranstaltung seine trauten Klänge durch das Saaletal verlauten lässt, wird das Wetter auch von Jahr zu Jahr besser. 2009 stand im Zeichen von Russland, Magic Lute was auch immer das zu Beginn sein mochte, und Schiller. Die „heimliche Geliebte“ (Rudolstadt’s Slogan) des Dichters hatte sich wieder für den friedlichen Ansturm der Festivalbegeisterten herausgeputzt, war in Tanzlaune und tiefenentspannt.
Die diesjährigen RUTHs gingen an Hans Söllner, Aly Keita, Brave Old World sowie Günter Gretz. Tanzschwerpunkt waren Männer- und Werbetänze, wie der bayrische Schuhplattler, Tänze aus Kreta und Norwegen, bei denen es um das Entfalten von Kraft und Geschicklichkeit geht.
Am deutlichsten zeigt sich das Phänomen Rudolstadt in den Konzerthighlights, die immer so individuell sind wie das Publikum. Für die Veranstalter waren es „Magnifico, Habanot Nechama, LaBrassBanda oder Valravn und Musiker aus Korea, die Einblicke in die sehr fremde, oft auch strenge, aber immer faszinierende Klangwelt der Halbinsel gaben.“
Die Kurzhalslaute entpuppte sich als "Magic Lute", deren ältesten Vorfahren in ägyptischen Gräbern entdeckt wurden und die bereits in Schriften der neusumerischen Zeit aus Mesopotamien um 2050 v.Chr. stammen.
Für mich waren es die entspannte Atmosphäre, Hans Söllner, The Deadly Gentlemen und Mercedes Peón und Orjakan, die mit ihren Tänzen und Ritualen von der Beringstraße nach Thüringen gekommen waren. Zum Hauptkonzert um Mitternacht blieb ich nicht lange. Lucinda Williams war mir zu sehr Profi und auf perfekten Auftritt bemüht. Die sechs Gitarren der „besten Songwriterin der USA“ waren mir doch zuviel. Dagegen kam das Bluegrass der Deadly Gentlemen herzhaft erfrischend und wohltuend daher.
In diesem Sinne galt das russische Sprichwort, welches vom Veranstalter in sein gewohnt unterhaltsames Begleitheft geschrieben wurde: „Ein Märchen ist eine Lüge, aber ein Lied sagt die Wahrheit.“