GÖTEBORG
INDUSTRIEGESPRÄCHE, FRÜHLINGSERWACHEN UND DUNKLE VISIONEN 
Göteborger Altstadt

"Gustav Adolfs torg" im Stadtzentrum zeigt den Stadtgründer im Ambiente sehenswerter Gebäude. 1619 durch den schwedischen König gegründet, siedelten sich bald viele protestantische Einwanderer aus den Niederlanden, Deutschland und Großbritannien an. Die Einwanderer, deren Erfahrungen im Stadtbau genutzt wurden, erhielten zahlreiche Privilegien. 

Aufgrund seiner früheren Nähe zu Norwegen und Dänemark wurde die lange Zeit Gotenburg genannte Stadt zu einer der am stärksten befestigten Städte in Nordeuropa.

Presselandschaft

Die Tageszeitung Svenska Dagbladet gehört zu den auflagenstärksten Qualitätsblättern Schwedens. Die Zeitungslandschaft hat in dem skandinavischen Land eine lange Tradition; manche Blätter publizieren seit mehr als 100 Jahren.

Im Frühjahr 2009 arbeitete ich für einen deutschen Maschinenbauer aus dem schwäbischen Heidenheim, der als kleines Familienunternehmen im Laufe der Jahre zu einem weltweit agierenden Unternehmen geworden war. Im Rahmen einiger Abstimmgespräche war ich auch nach Göteborg geflogen und nutzte die Gelegenheit, mich im Hafen und der Altstadt ein wenig umzusehen. Eine Übernachtung war bereits im Quality Hotel 11 gebucht worden; ein spannendes Hotel, welches in einem alten Werftgebäude eingerichtet war. Ich war mit zwei Kollegen verabredet und wir besprachen, wie sonst auch üblich, die Themen des nächsten Tages durch. Beide waren seit mehreren Jahren in der Branche tätig und wir hatten ausreichend offene Aufgaben vor uns. Leider versagte später das vermeintliche Branchenwissen auf erbärmliche Weise, worüber aber an anderer Stelle zur Genüge berichtet wurde.

Göteborg indessen genoss die ersten Sonnenstrahlen. Ein kühler Wind strich zwar noch vom Meer herüber, doch die Menschen saßen auf Parkbänken, außerhalb der Cafes oder schlenderten nur am Fluss entlang.

Gotenburg, wie die heute zweitgrößte Stadt Schwedens au deutsch lange Zeit hieß, ist eine quirlige Großstadt mit Kultur und einem aktiven Studentenleben. Die Stadt, die sich beiderseits des Flusses Gäta älv entlang zieht, bietet mit seinem eisfreien Seehafen einen bedeutenden Wirtschaftsvorteil für Schwerindustrie und Fährschifffahrt. Während die Gegend schon seit einigen tausend Jahren besiedelt wurde, stieg die Bedeutung des Atlantikhafen mit der nahen Festung Älvsborg. 1619 ließ König Gustav II. Adolf, der 1632 bei der Schlacht um Lützen fallen sollte, das heutige Göteborg gründen. Bereits zwei Jahre später wurde der Siedlung das Stadtrecht zugesprochen. Göteborg wurde im 17.Jahrhundert, während der blutigen Schlachten auf dem europäischen Festland, vielen protestantischen Einwanderern zur neuen Heimat. Niederländer, Deutsche aber auch aus Großbritannien siedelten viele Familien ins evangelische Schweden über. Die Neusiedler erhielten zahlreiche Privilegien und prägten Göteborg nachhaltig. 1641 saßen im Stadtrat vier Schweden, drei Deutsche, zwei Schotten und drei Holländer. Noch heute künden zahlreiche Gebäude wie die Christinenkirche der deutschen Protestanten von den frühen Asylanten. Die deutsche Kirchgemeinde zählt heute etwas mehr als 1.000 Mitglieder, deren Pfarrer von der Evangelischen Kirche in Deutschland für mehrere Jahre nach Schweden entsandt wird.

Die Wirtschaft früher Jahre war durch Fischerei und Holz geprägt; große Mengen an Eisen- und Holzwaren ausgeführt. 1731 wurde die Schwedische Ostindien-Kompanie gegründet. Durch späteren, intensiven Handel mit Großbritannien, profitierte Göteborg von der beginnenden Industrialisierung und stieg in die Tabak-, Manufaktur- und Zuckerverarbeitung ein. Im 20.Jahrhundert wuchs Göteborg zum größten Exporthafen Nordeuropas. Um 1900 kam der Textilindustrie noch die größte Bedeutung zu, während in den Folgejahren verschiedene Firmen wie SKF gegründet wurden. Die „Svenska Kugellagerfabriken“ entwickelte sich mit ihren Wälzlagern rasch zu einem großen schwedischen und inzwischen weltweit agierendem Unternehmen. Als während der Wirtschaftskrise der 1920er Jahre die Nachfrage schwankte, begann SKF 1927 mit der Herstellung von Automobilen unter dem Namen „Volvo“. Heute produziert die Volvo Group laut Wikipedia-Eintrag Omnibusse, Oberleitungsbusse und Fahrwerke der Marken Volvo, Prevost, Nova BUS und MASA, Lastkraftwagen der Marken Volvo, Renault, Mack und Nissan sowie Baumaschinen wie Muldenkipper.

Die Göteborger Gespräche führten indessen in eine Sackgasse. Die Schweden waren nur auf Informationen aus und ließen uns selbst im Nebel stochern. Ich konzentrierte mich vorerst auf andere Arbeiten und lernte ebenso viel wirtschaftliches Unvermögen wie  menschliche Dummheit und Tragödien kennen. Doch diese blieben jenseits von medialem Interesse und wurden bisher aus Gründen der wirtschaftlichen und politischen Räson nicht weiter beleuchtet.

Lilla Bommen

Die Viermastbark Viking, die größte, in Skandinavien gebaute Windjammer liegt heute fest vertäut im Göteborger Hafen.

Stadtzentrum

Kultur, Studenten und Industrie prägen die Universitätsstadt am Fluss Göta älv, der in das Kattegat mündet.