SIZILIEN 2 von 2
TAORMINA UND CATANIA, SIRACUSA UND AGRIGENTO, SELINUNTE UND PALERMO - AM FUSSE DES ÄTNAS
"Spaziergang nach Syrakus"

"Der Weg nach Taormina gehört zu den schönsten, besonders einige Millien vor der Stadt. Dieser Ort, welcher ehemals unten lag und nun auf einem hohen Vorsprunge des Taurus steht, hat die herrlichste Aussicht nach allen Seiten, vorzüglich von dem alten Theater, einem der kühnsten Werke der Alten. Rechts ist das ewige Feuer des Aetna, links das fabelhafte Ufer der Insel, und gegenüber sieht man weit weit hinauf an den Küsten von Kalabrien. Höchst wahrscheinlich ist das Theater nur römisch; man hat es nach der Zerstörung durch die Sarazenen so gut als möglich wieder zusammengesetzt, scheint aber dabei nach sehr willkürlichen Konjekturen verfahren zu sein. Es ist bekanntlich eines der erhaltensten, und alles was alt ist, ist sehr anschaulich, aber für das neue Flickwerk möchte ich nicht stehen: und doch hat eben der schönste, prächtigste Teil am meisten von den Barbaren gelitten. Das alte Schloß, welches noch viel höher als die Stadt liegt, muß schwer zu nehmen sein. Die Patronin, die heilige Mutter vom Felsen, müßte es also ziemlich leicht sehr gut verteidigen, wenn ihre Kinder verständige und brave Kriegsleute wären." J.G.Seume (1802)

Der Leopard

"Es muss sich alles ändern, damit alles so bleibt, wie es ist." Burt Lancaster als Don Fabrizio Corbera, Fürst von Salina (Luchino Viscontis filmisches Meisterwerk über die Zeit der italienischen Befreiungskämpfe)

„Wir fuhren die Straßen hinaufwärts, wo die Lava, welche 1669 einen großen Teil dieser Stadt zerstörte, noch bis auf unsere Tage sichtbar blieb. Der starre Feuerstrom ward bearbeitet wie ein anderer Fels, selbst auf ihm waren Straßen vorgezeichnet und teilweise gebaut. Ich schlug ein unbezweifeltes Stück des Geschmolzenen herunter, bedenkend, daß vor meiner Abreise aus Deutschland schon der Streit über die Vulkanität der Basalte sich entzündet hatte. Und so tat ich's an mehrern Stellen, um zu mancherlei Abänderungen zu gelangen. Wären jedoch Einheimische nicht selbst Freunde ihrer Gegend, nicht selbst bemüht, entweder eines Vorteils oder der Wissenschaft willen, das, was in ihrem Revier merkwürdig ist, zusammenzustellen, so müßte der Reisende sich lang vergebens quälen. Schon in Neapel hatte mich der Lavenhändler sehr gefördert, hier in einem weit höheren Sinne der Ritter Gioeni. Ich fand in seiner reichen, sehr galant aufgestellten Sammlung die Laven des Ätna, die Basalte am Fuß desselben, verändertes Gestein, mehr oder weniger zu erkennen; alles wurde freundlichst vorgezeigt. Am meisten hatte ich Zeolithe zu bewundern aus den schroffen, im Meere stehenden Felsen unter Jaci.“ (J.W.v.Goethe, Catania, Freitag, den 4. Mai 1787)

Unsere erste Begegnung mit Sizilien erfolgte in Catania. Schwarz waren alle Autos, Straßen und Häuser bestrichen. Feiner schwarzer Staub, den ich, einigen Vorurteilen folgend, auf die lockere Lebensweise der Sizilianer zurückführte. Doch war es feine Ascheschicht des nahen Vulkans, der erst einen Tag zuvor „gehustet“ hatte. Feine, schwarze Vulkanasche – die Sizilianer mögen mir verzeihen. Lavaschwarz und zitronengelb – immer wieder wurde Catania nach ihren verheerenden Katastrophen aufgebaut. Glücklicherweise halten sich im Mai die Touristenstürme noch in Grenzen und so standen wir allein in der Piazza Stesicoro vor dem römischen Theater. Eine knappe Stunde weiter nördlich liegt Taormina, die Schöne, mit ihrem römisch-griechischen Theater, der vollendeten Ruhe und herrlichen Ausblick auf Küste und Vulkan. Das alte Theater, römisch, antik und auf den Grundsteinen eines griechischen Baus angelegt, wurde durch Kriege teilweise zerstört und im 19. Jahrhundert im Stil der damals vorherrschenden Romanik  teilweise restauriert. Es war eine herrliche Kulisse für Romantiker, Archäologen und Urlauber. Ich lernte Uta kennen, die Journalistin aus Mainz. Frank und Imke aus Schleswig-Holstein, legte meine Vorurteile ab und fand sie in manchen Mitreisenden bestätigt. Daniela aus Köln leitete unsere Gruppe an, sorgte für einen fast immer reibungslosen Ablauf und brachte uns Land und Leute auf eine unverwechselbare und offene Weise nahe. Von ihr und unserem Busfahrer Claudio lernte ich die wichtigen sizilianischen Worte. Claudios Sprachübungen begannen mit einem analysierenden „sai che hai un bel culo“ und gipfelten in ein aufmerksames „sai che sei veramente bona“.

Und endlich der Vulkan. Am frühen Morgen brachen wir zum Ätna auf. Durch Weingärten und Zitronenhaine, dann durch die karge Berglandschaft und erkaltete Lavaströme wand sich der Bus über die Hänge des Rifugio Sapienza auf 1.900 Meter Höhe hinauf. Mit der Seilbahn ging es weiter hinauf – zu Asche, Lava und Schnee.

Es ist vielleicht in ganz Europa keine Gegend mit so vielfältigen Schönheiten, als die Umgebung dieses Berges. Seine Höhe kann ich nicht bestimmen. In einem geographischen Verzeichnis wurde er hier beträchtlich höher angegeben, als die höchsten Alpen: das mögen die Italiener mit den mathematischen Geographen ausmachen. Der Professor Gambino aus Katanien will diesen August mit einer Gesellschaft hinaufgehen, um oben noch mehrere Beobachtungen anzustellen. Man hat in der Insel das Sprichwort vom Aetna: On le voit toujours le chapeau blanc et la pipe a la bouche. - Der Schnee soll nie ganz schmelzen; das ist in einem so sehr südlichen Klima viel. Man nennt ihn in Sizilien meistens, wie bekannt, nur Monte Gibello: aber man nennt ihn auch noch sehr oft Aetna, oder den Berg von Sizilien oder geradezu vorzugsweise den Berg. Die letzte Benennung habe ich am häufigsten und zwar auch unten an der südlichen Küste gefunden. Mir scheint es überhaupt, daß man jetzt anfängt, die alten Namen wieder hervorzusuchen und zu gebrauchen. So habe ich auch den Fluß unten nie anders als Simäthus nennen hören.“ J.G.Seume, Spaziergang nach Syrakus

Der Ätna spielt eine wichtige Rolle in der antiken Mythologie. So wurde er ebenso wie der Stromboli und die Liparischen Inseln als Arbeitsstätte der Kyklopen gesehen, die hier dem Gott Hephaistos bei seiner Schmiedearbeit halfen. Auch das mythologische Ungeheuer Typhon soll hier zu finden sein. Zeus soll den Typhon gebändigt haben, indem er den Ätna auf ihn warf und ihn darunter begrub. Einer anderen Sage nach hat sich Deukalion mit seiner Frau Pyrrha vor der Deukalischen Flut gerettet. Der griechische Philosoph Empedokles hat sich der Legende nach in den Krater des Ätna gestürzt, um sein Leben zu beenden. Gaius Iulius Hyginus berichtet, dass die Entführung von Persephone durch Hades am Ätna stattgefunden habe. Auch später im Mittelalter war der Ätna ein häufiges Element der Sagenwelt, so taucht er beispielsweise in der Artussage als Paradies auf, häufiger gilt er jedoch als Ort der Verdammnis. Es wird etwa berichtet, Dietrich von Bern sei am Ende seines Lebens in den Berg hineingeritten.

Ich ritt nicht ein, die Kyklopen blieben ebenfalls im Berg und ich spazierte mit Uta zwischen den erstarrten Lavasteinen über den Gipfel. „Sei oceanicamente bella.“, ich bin heute überzeugt, dass dies nur eine phantasievolle Eigenkreation von Claudio war. Aber romantisch war sie trotzdem. Auf einem kleinen Landgut genossen wir, den Vulkan vor uns liegend, köstlichen Wein, Brot und Käse und fühlten uns wie der alte Goethe.

Wir erreichten die Villa Romana del Casale über die Landstraße von Piazza Armerina. Die spätrömische Villa, eine knappe Wegstunde von Piazza Armerina entfernt, ist ein bedeutendes Denkmal des römischen Siziliens und berühmt für ihre Bodenmosaiken. 1997 erklärte die UNESCO die Villa Romana del Casale zum Weltkulturerbe mit der Begründung, „dass die Villa del Casale bei Piazza Armerina das hervorragendste Beispiel einer römischen Luxusvilla ist, das bildlich die vorherrschende soziale und ökonomische Struktur ihrer Zeit veranschaulicht. Die Mosaiken, mit denen sie dekoriert ist, sind außergewöhnlich in ihrer künstlerischer Qualität und ihrem Erfindungsreichtum sowie in ihrer Menge.“

Je weiter wir nach Süden kommen, desto öder und trockener wird die Landschaft. Trotzdem es erst Mai ist, so ist die Blüte schon längst vorüber, Gräser teils gelb. “Man erkennt einen typisch sizilianischen Haushalt daran: die Wanne ist voll. Es ist Sommer und Wasser ist knapp. Zuweilen tröpfelt eine braune Brühe aus den Hähnen. Einmal richtig aufdrehen kann die Hausfrau nur wenige Stunden pro Woche. Zum Waschen und Kochen ist Wasser in Eimern von der Straße zu holen, wenn die Wasserwagen ihre Runde machen – oft nur gegen Bargeld. Diese Situation kennen sizilianische Familien in einigen Stadtteilen von Palermo genauso wie in vielen Orten im Landesinnern. Nicht selten sind regelrechte „Wasseraufstände“, denn alle wissen sehr wohl, dass Sizilien „eigentlich“ keine wasserarme Gegend ist. Im Gegenteil. In den Berggegenden entspringen Bäche und Flüsschen, der Untergrund ist voll mit unterirdischen Seen und Quellen gibt es auf der ganzen Insel mehr als genug. „Eigentlich“ müsste Sizilien über sechs Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr verfügen. „Tatsächlich“ verdorren Felder aus Wassermangel, verdursten Tiere und müssen Menschen viel Mühe im Kampf um das tägliche Wasser aufbringen. Der Boden ist trocken, weil im Laufe der Jahrhunderte fast alle Wälder der Insel abgeholzt wurden. Wasser wurde immer mehr zum Reichtum, der nach und nach in die Hände weniger Besitzer überging, die sich jeden Tropfen von den Bauern teuer bezahlen ließen. Auch heute noch „sitzen“ die „Herren des „Wassers“ auf ihren Quellen. Es kommt zu Bombenanschlägen, wenn etwa Bauerngenossenschaften oder Dörfer beschließen, eigene Brunnen zu bohren, wenn eine Stadtverwaltung einen Stausee anlegen oder Bäche und Flüsse kanalisieren will. Die öffentlichen Leitungen sind alt und brüchig. Oft versickert achtzig Prozent vom kostbaren Nass nutzlos im Boden. Je weniger Wasser es gibt, desto mehr blüht das Geschäft damit und einige Nutznießer widersetzen sich dem Versuch, mehr Wasser zu beschaffen.“ Esther Koppel

Vielleicht ist das der richtige Moment, um doch noch einige Worte zur Mafia zu finden. „Sizilien und Mafia, Mafia und Sizilien, das ist fast zu einer Gleichung geworden, zu einer Art internationalem Markenzeichen. Für unsere Urgroßeltern war Sizilien noch „das Land, wo die Zitronen blühen“. Damals gab es die Mafia zwar auch schon, aber in jenen film- und fernsehlosen Zeiteninteressierten sich die Reisenden aus dem Norden mehr für die äußeren Schönheiten der Insel als dafür, wie die Leute dort ihre inneren Angelegenheiten regelten. Erst als die Mafia in den USA groß, mächtig und einflussreich wurde, als „Al Capones“ mit ihren Gangstersyndikaten New York und Chicago in Atem hielten, begann die Welt nach den Ursprüngen dieser „geheimnisvollen“ Organisation zu fragen. Dabei stieß man auf Sizilien. Wenn man als Nichtsizilianer in Sizilien die Frage nach der Mafia stellt, bekommt man unterschiedliche Antworten. Wahrscheinlich wird der Angesprochene mit der Schulter zucken und schnell das Thema wechseln. Weniger aus Angst, sondern eher, weil die meisten Sizilianer wissen, dass unser Bild selten den Tatsachen entspricht. Für Außenstehende haftet dem Wort eine Art Nervenkitzel an. Man denkt an Herren in Nadelstreifenanzügen mit schwarzweißen Schuhen, die sich mit bulligen Leibwächtern umgeben, die Einflussgebiete der Clans für Drogenhandel, Prostitution und Glücksspiel aufteilen, um sich dann im nächsten Moment mit Maschinengewehren niederzumetzeln. Die allermeisten Sizilianer aber denken bei dem Wort Mafia an Elend, an Armut, an Rückständigkeit, an Angst. Es waren die Frauen, die öffentlich gegen die „Cosa Nostra“ auftraten. Anfang der achtziger Jahre unterzeichneten 30.000 Sizilianerinnen einen Appell an den italienischen Staatspräsidenten und das Europaparlament, in dem sie klar ausdrückten, was diese Organisation für sie bedeutet: „Das Schlimme“, so sagte eine Schülerin aus Palermo, „ist, dass bei uns die Mafia nicht nur Verbrechen begeht, sondern eine Subkultur ist. Ihre Denk- und Verhaltensweise hindert vor allem die Mädchen daran, zu selbständigen Frauen heranzuwachsen. Es ist eine archaische Gemeinschaft, in der das Recht des Stärkeren gilt, das alles Schwächere ausgrenzt und isoliert, das Bildung verabscheut und den Jugendlichen jegliche Zukunft raubt.“ Heute haben sich die mafiosen Organisationen den modernen Zeiten angepasst. Sie verdienen Geld sowohl auf den illegalen Märkten als auch in den ganz „normalen“ Geschäftszweigen. Waren es in den fünfziger und sechziger Jahren auf der einen Seite Zigarettenschmuggel, Glücksspiel, Erpressung von Schutzgeldern und Prostitution, auf der anderen Seite das Baugewerbe, der Großhandel und die Großmärkte, die ihr den Reichtum verschafften, so sind es heute vor allem der illegale Drogen- und Waffenhandel und die gesetzliche Verschiebung von hochgiftigem Sondermüll. Mit den so verdienten Milliarden hat sich die Mafia inzwischen Touristikfirmen, Hotelketten, Leasingunternehmen, Privatbanken, Versicherungsgesellschaften und anderes gekauft. Doch einen großen Teil ihrer unvorstellbaren Milliardengewinne legt sie auf den internationalen Finanzmärkten profitabel an. An den Börsen von Tokio, Frankfurt und New York kauft sie Aktien und Staatspapiere, spekuliert sie in Devisen. Rund eine Million Menschen, schätzt man, arbeiten heute allein direkt oder indirekt für die Mafia: von Drogenkurieren bis zu Bankangestellten, von Rechtsanwälten bis zu Hotelmanagern und Börsenmaklern.“ Ester Koppel

Die archäologischen Stätten von Agrigent erkundeten wir zur Mittagszeit. Trotz der aufkommenden Hitze blieb Daniela unerbittlich und brachte uns vom Herklestempel zum Dorischen Tempel, vorbei am Trümmerfeld des Olympieions zu den Resten der Stadtmauer mit Arkosolgräbern. Auf den durchwärmten antiken Trümmern schlummerten Geckos und für mich gab es weiter Übungsstunde in Sizilianisch. „Aqua imbocca“ – Wenn Du Wasser im Mund hast, kannst Du nicht reden.“

Über die Landstraße 115 strebten wir auf Selinunte zu. Die Stimmung war gereizt, da sich Claudio, ganz sizilianisch, am Abend vorher einige Freiheiten genommen hatte und Katharina ins Zimmer nachgestiegen war. Doch die kleine Frankfurterin war an dieser Romanze nicht interessiert und berichtete Daniela erbost von dem nächtlichen Überfall, die wiederum Claudio eine Standpauke hielt. Bella Mama „Sei tinto“.

Selinunte, das „Mahattan der Antike“ (ZDF), war die westlichste griechische Kolonie. Nach den Auseinandersetzungen mit der einheimischen Siedlung Segesta, die Stadt sich die Verwüstung Segestas "leistete", wurde Selinunte nach Berichten des Diodorus Siculus von Karthago 409 v. Chr. nach einem Krieg mit 16.000 Toten und 5000 Gefangenen zerstört. In der Nähe erkundeten wir den antiken Steinbruch Rocche di Cusa, aus dem das gesamte für den Bau der Tempel verwendete Material stammte.

Palermo empfing uns laut und schmutzig. Der bekannte Spruch eines arabischen Schriftstellers aus dem 14.Jahrhundert galt immer noch: „Palermo ist schmutzig und märchhaft wie ein Zug aus einer Haschischpfeife“.

Wenige Stufen sind es von der Via Roma runter ins Gedränge, Geschrei, in den Farben- und Geruchsrausch der Vuccira. Ein kleiner runder Platz, ein paar abzweigende Gassen, die Häuser verfallen. Sie ist Palermos bekanntester Straßenmarkt. Besucher aus umliegenden Straßen mischen sich mit Neugierigen aus aller Welt. Die Altstadt, Palermos Herz, ist Wohnstadt. Eine malerische Szene, dieses Leben: Aufwachsen in „Palazzi“, Fußball spielen, wo Kaiser Friedrich II. vor siebenhundert Jahren Weltpolitik machte. Aber wer das Geld hat, ist längst ausgezogen. Das eigentliche Zentrum hat sich schon vor der Jahrhundertwende nach draußen verlegt, wo noch heute Villen und mehrstöckige Wohnpaläste im sizilianisch-arabisch-normannischen Stil Selbstbewusstsein und Reichtum der Oberschicht zeigen. Vieles hat die Bauspekulation der Nachkriegszeit zerstört. Palermo erlebte die andauernde Umwandlung in eine Stadt von Hochhäusern und Wohnblocks, von der nur das mittelalterliche und barocke, doch auch bombenzerstörte Zentrum ausgenommen blieb. Große Teile der Altstadt sind noch Ruine. Im Zentrum sind große Flächen mit Müll und Schutt bedeckt, umgeben von zerbröckelnden Barockfassaden, wo die Allerärmsten sich Keller bewohnbar gemacht haben. Ohne das Leben der Straßenmärkte wäre das Elend unerträglich. Zum Lebensgefühl des alten Palermo gehören auch die Kirchen. Für die Menschen der Altstadt sind sie ihr Salon und bieten, was ihren Wohnungen fehlt. Rückzug in eine private Welt, geschützt durch die Wohnungstür, gibt es hier nicht. Konflikte, Freuden, Trauer, Aggressionen und Ratlosigkeit werden auf der Straße ausgelebt, im Gewühl zwischen Fremden und Nachbarn, die alle daran teilhaben. Allein gelassen wird niemand, anders als in den Betonburgen der Neubauviertel.“ Hans Bausenhardt

Die Tempel von Agrigent

An welchen Küsten ist Odysseus gestrandet? Wo hat er den einäugigen Riesen Polyphem geblendet? Wo ist er zwischen den Ungeheuern Skylla und Charybdis durch die Meerenge gesegelt? Heute gilt als wahrscheinlich, dassHomer die Meerenge von Messina und die von Fabelwesen bewohnten Küsten Siziliens und Kalabriens im Sinn gehabt hat.

Piazza Armerina

Vom 8.Jahrhundert an gründeten die Griechen unentwegt Kolonien in Sizilien und Kalabrien. Die Römer sprachen noch Hunderte von Jahre später von "Magna Graecia", wenn sie den Süden meinten.

Der Ätna von Taormina aus

Guy de Maupassant beschrieb eine Ätna-Besteigung, wie es einst von Catania mit dem Pferdewagen hinauf nach Nicolisi ging. Von dort an nutzten Karren nichts mehr. "Man lässt den Wagen stehen, nimmt einen Führer, Maultiere, Decken, Strümpfe und Wollhandschuhe. Plötzlich erhebt sich der Wind: erst ein brüsker, starker Stoß, gefolgt von einem Moment der Stille, dann eine heftige, kaum unterbrochene Bö, die eine dichte Staubwolke auf und davon wirbelt. Langsam spüren wir die Kälte der Berge, die das Blut gefrieren lässt und die Glieder lähmt."

Palermo

Die Kathedrale, in welcher Kaiser Friedrich II. neben seiner Frau Konstanze von Sizilien zur letzten Ruhe gebettet wurde, entdeckte ich mit Peter Berlings Helden Roc und Yezabel aus dem Geschlecht der Trencavel im Jahre. Als ich neben dem schweren Sarkophag des Staufers stand, war es erst zwei Tage her, seitdem ich mit den Gralskindern durch die Stadt gestrichen war.

Cefalu

Die idyllische Kleinstadt ist vom mächtigen Normannendom geprägt, der sich unterhalb der alten Burg an den Felsen drückt.

Monreale

Der Dom zählt zu den Highlights der Normannenzeit. Der Kreuzgang ist ein Musterbeispiel arabisch-normannischer Kunst.