USA - DER SÜDWESTEN 2 von 4
ARCHES NATIONALPARK, MONUMENT VALLEY UND GRAND CANYON
Delicate Arch

Das Colorado-Plateau ist durchfurcht von Canyons und Bergen. Die Natur hat sich hier selbst übertroffen. Die von mehreren Hochebenen dominierte Landschaft in den Bundesstaaten Utah und Arizona, New Mexiko und Colorado ist fast so groß wie Deutschland. Der Arches Nationalpark beherbergt die größte Ansammlung an Felsbögen (englisch: arches), die durch Erosion und Verwitterung in ständigem Wandel begriffen sind. Neben dem Bruce Canyon N.P. und Canyonland N.P. bietet der Arches N.P. faszinierende Wander- und Radrouten sowie unvergleichliche Aussichten.

Straßenarbeiten

Die meisten Straßenbauarbeiten werden zur Verkehrsführung durch manuelle Ampelregelung begleitet. Wenn dies auch als eine Art ABM angesehen werden kann, so hat sie doch auch eine persönliche Note.

"MUT IST WENN MAN TODESANGST HAT UND SICH TROTZDEM IN DEN SATTEL SCHWINGT". (John Wayne)

"Einen gewissen Anstrich von Ritterlichkeit, der die Stämme östlich der Rocky Mountains charakterisirt, vermißt man bei den Eingeborenen westlich derselben fast gänzlich; selbst das Aeußere der Letzteren ist viel weniger ansprechend, und selten nur findet man unter ihnen schöne wohlgebildete Gestalten. Ihre Nahrung besteht fast ausschließlich aus Pferde- und Maulthierfleisch, mit welchem sie sich in den mexikanischen Ansiedelungen zu versehen wissen. Die Navahoes sind fast die einzigen Indianer in Neu-Mexiko, die große Schafheerden halten und mit diesen ein Nomadenleben führen. Sie verstehen die Wolle zu spinnen und aus derselben buntfarbige, sehr dichte Decken zu weben, deren Güte wohl schwerlich von einer Deckenfabrik der civilisirten Welt übertroffen werden kann. Diese grellfarbigen Decken, mit denen die Navahoes ihre Glieder umhüllen, geben einer Schaar dieser Wilden ein eigenthümliches und nichts weniger als häßliches Ansehen. Im Uebrigen unterscheiden sie sich in ihrem Anzuge nur wenig von ihren Bruderstämmen, nur daß letztere noch schlechter oder gar nicht bekleidet sind. Ein baumwollenes Hemd ist z. B. bei diesen schon ein großer Luxusartikel. Auf die Verfertigung ihrer hirschledernen Fußbekleidung verwenden die Navahoes viel Sorgfalt und achten besonders darauf, daß die starken Sohlen an den Zehen in einem breiten Schnabel aufwärts stehen. Zu der Mühe, welche sie sich mit dieser Arbeit geben, werden sie gezwungen durch die stachligen Cacteen und dornentragenden Gewächse, die in dortigen Regionen ganze Landstriche dicht bedecken, in welchen sie ohne diese Vorkehrungen kaum einen Schritt zu thun im Stande wären. Auf dem Kopfe tragen sie ein helmartige Lederkappe, die gewöhnlich mit einem Busch kurzer, glänzender Truthahnfedern und einigen Geier- oder Adlerfedern geschmückt ist. Neben Bogen und Pfeilen führen sie noch sehr lange Lanzen, in deren Handhabung sie besonders gewandt sind und mit welchen sie auf ihren flinken Pferden gewiß keine zu verachtenden Gegner sind. Ganz entgegengesetzt diesen räuberischen Stämmen, vor denen die Ansiedler von Neu-Mexiko immer auf ihrer Hut sein müssen, sind die Pueblo-Indianer ( Los Indios de los pueblos, Dorf-Indianer), deren Städte am Rio Grande und in den fruchtbaren Thälern seiner Zuflüsse zerstreut liegen. In freundlichem Verkehr mit allen Nachbarn lebend, dem Ackerbau und der Viehzucht mit Fleiß obliegend, sind diese Menschen als der bessere Theil der ganzen Bevölkerung von Neu-Mexiko anzusehen. Wenn man die patriarchalischen Gebräuche und Sitten dieser Leute beobachtet, ihre terrassenförmigen Städte mit den Ruinen der Casas Grandes am Gila und in Chihuahua vergleicht, so liegt die Vermuthung nur zu nahe, daß diese Pueblo-Indianer in naher Verwandtschaft mit den alten Azteken stehen müssen. Wie weit einer solchen Vermuthung Raum gegeben werden darf, und wie weit sie sich der Wahrheit nähert, würde nur bestimmt werden können, wenn man diese Indianer zum Gegenstande der genauesten Forschungen machte und den Spuren von Norden nach Süden folgte, welche die alten Azteken auf ihrer großen Wanderung zurückgelassen haben. Diese verschiedenen Indianerstämme, welche vielfach, jedoch unrichtig, kupferfarbig genannt werden, und welche, verschieden von den weiter nördlich lebenden Nationen, eine mehr in's Gelbliche spielende, braune Hautfarbe zeigen, sind also außer den Abkömmlingen der Spanier oder den jetzigen Mexikanern die Bewohner von Neu-Mexiko.“ (Balduin Möllhausen, 1857: Wanderungen durch die Prairien und Wüsten des westlichen Nordamerika)

Die Bundesgrenze zu Colorado überquerte ich hinter Cedar Hill und wurde auch gleich von schneebedeckten Bergkuppen der San Juan Mountains begrüßt. Bei Durango verließ ich den Highway 550, fuhr in zahlreichen Serpentinen die Berge hinauf und folgte dann einige Meilen dem „Old Spanish Trail“. Der Mesa Verde National Park lag auf einem Hochplateau und die Straße wand und schnitt sich durch den Berg hinauf, um einige Meilen dem Plateaurand zu folgen. Hinter jeder Kurve öffneten sich atemberaubende Aussichten ins weite Tal. Die schneebedeckten Gipfel der San Juan Mountains leuchten nun aus weiter Ferne herüber. Ich musste stark bremsen, als plötzlich einige Rehe zwischen den Beifußbüschen und verkohlten Nadelgehölzen über die Straße sprangen. Am Ende der fünf Meilen langen Chapin Mesa lagen die Canyons und schnitten sich tief und klar in die Berge. Die Ruinen der Anasazi lagen gut versteckt unter mächtigen Felsvorsprüngen. Cliff Palace und Balcony House waren nur über steile Eisenleitern zu erreichen; Long House und Step House lagen wie Schwalbennester auf der gegenüberliegenden Seite des Navajo Canyon. Im Spruce Tree House wachten Ranger über die restaurierten Kivas und historischen Wohnreste.

Über den Highway 191 erreiche ich den Utah. Hier liegen neben dem Großen Salzsee und dem Epizentrum der Mormonen die beeindruckendsten Nationalparks und Naturwunder. So etwas ist ziemlich einfach gesagt und hinterlässt bei mir üblicherweise einen faden Beigeschmack, da es mich meistens an die Werbekampagnen müder und überforderter Marketingstrategen erinnert. Doch als die Felsgebilde der Church Arch, Wilson Arch und vom Looking Glass Rock vor mir auftauchen, finde ich keine Beschreibung für das, was die Natur aus einer Laune heraus geschaffen haben musste. Mir kam alles verspielt und verträumt vor und als ich am folgenden Tag zum Delicate Arch aufbrach, bereute ich es schon, nicht lange hier verweilen zu können.

Moab ist ein kleiner quirliger Ort südlich des Colorado Rivers und Ausgangspunkt der meisten Safaris, Raftingtouren und zum Arches Nationalpark, Canyonland Nationalpark und Death Horse Point State Park. Ich fand im Bowen Motel eine angenehme Übernachtung. Das, für amerikanische Verhältnisse eher ungewöhnliche Frühstück, bestand aus einigen Donuts, Toastscheiben, Kaffee in Styroporbechern und einem Apfel. Eine Stichstraße führte nördlich von Moab in den Arches Nationalpark. Ich fuhr an den Three Gossips, Sheep Rock, Tower of Babel und der Great Wall etwa zehn Meilen bis zum Balanced Rock, der mit akrobatischem Engagement Wind und Wetter trotzte. An der Wolfe Ranch ließ ich meinen Jeep auf dem kleinen Parkplatz stehen, schulterte Kamera und genügend Wasser und machte mich eine Stunde hinauf zum Delicate Arch. Die Sonne stand glücklicherweise noch nicht sehr hoch und die Temperaturen waren noch bekömmlich. Stunden später sollten mir in der Mittagshitze und auf dem Rückweg einige offensichtlich knie- und hüftkranke Amerikaner mit hochrotem Gesicht wie gestörte Yuppies mit Kleinkindern. Doch vorerst nutzte ich meine Energie, um zum Wahrzeichen Utahs zu kommen. Der Weg ist nicht sehr mühsam, geht streckenweise steil bergauf und über mächtige Felsplatten. Vierzehn beeindruckende Meter steht der Felsbogen für die Künstler und Touristen, Neugierigen und zahllosen Fotoapparate Motiv. Im Hintergrund hebt sich das Uncompahgre Plateau mit seinen 3.000 Meter hohen Bergspitzen gegen den Horizont ab und zu Füßen des Bogens liegt ein von Spiralen durchzogener Talkessel. Der Park ist ideal für Biker und Trekker; die Natur als Fotomodel atemberaubend. Im Devils Garden schleppen sich etliche Japaner schwitzend und schwatzend zum Landscape Arch. Nur wenige wandern in der Hitze weiter zum Double O Arch oder zum Dark Angel.

Später machte ich noch einen Abstecher hinauf zum Death Horse Point. Wie eine mächtige Aussichtskanzel hebt sich das Plateau hier 1.830 Meter hoch über den zerrissenen und zerfurchten Canyonrändern, durch die der Colorado River mächtige Bögen beschreibt. Es sind die letzten Ausläufer des Canyonland Nationalparks, den ich jedoch links liegen lies. Der Highway 191 trifft etwas nördlich auf den Interstate 70, der von Denver kommt. Westlich liegt das Kaff Green River, wo endlos scheinende Straßenarbeiten den Verkehr unterbrachen und der Wind tröge durch die Straßen strich. Ich kam beim Tanken immer noch nicht mit dem amerikanischen System zurecht. An manchen Tankstellen sollte ich meine gewünschte Gallonenzahl angeben, an manchen erst die Kreditkarte hinterlegen und an anderen wieder ging beides in Kombination. Es hatte für mich etwas von den drei Stooges, etwas Schildbürgerhaftes und blieb mir doch als Running Gag haften.

Ich nahm bald die Ausfahrt auf den Highway 24, welcher die San Rafael Desert in südlicher Richtung durchquert. Die Straße zog sich endlos dahin und nur noch vereinzelte Autos kamen mir entgegen. Trucks mieden die Strecke vollends. Kurz vor Hanksville schnitt der Dirty Devil River die Straße und die letzten Sonnenstrahlen schwebten über den Escalante Bergen. „Where the devil is Hanksville?“ prangte in Großschrift auf dem rosafarbenen Shirt des Motelbesitzers. Ich kam mir vor wie in einem B-Movie. Kaff im Nirgendwo der Wüste, eine Tankstelle, Motel und Restaurant. Die Leichen lagerten wahrscheinlich in irgendeiner Kühlkammer. Das „Hanksville Inn“ lag verträumt im warmen Abendlicht und der Bettbezug war ebenso rosa wie das Shirt vom Besitzer. Dieser grillte für seine Familie einige saftige Steaks und verwies mich auf die gegenüberliegende Bar, in der ich mir ein schmackhaftes Abendessen gönnte. Hanksville schien ein Familienbetrieb im Nirgendwo zu sein.

Hite waren einige Häuser am nördlichen Ende des Glen Canyon. Die Ansiedlung war wie viele den Goldfunden von 1883 geschuldet und nach ihrem Gründer Cass Hite benannt. Wenige Meilen von der Stelle, wo Dirty Devil und Colorado River in den Lake Powell übergingen. Ich folgte dem White Canyon, der sich schlingernd südwärts zog und im Natural Bridges Nationalmonument seine künstlerische Ader präsentierte. Etwas westlich von Muley Point endete das Plateau abrupt. Tief unter mir lag das Valley of the Gods und streckte als Vorprogramm des Monument Valley einzelne Felsfinger und Überreste abgetragener Plateaus in den Himmel. Ich folgt der steil abfallenden Piste, die sich angstvoll an den Felsen klammerte, grüßte den Mexican Hat und überquerte im Monument Valley die Bundesgrenze nach Arizona.

Die Landschaft war staubig, windig und faszinierend. Der Inbegriff des amerikanischen Westens wurde 1959 von den Navajos zum Park erklärt, um die majestätische Natur zu schützen. Im Besucherzentrum von Tse’Bii’Ndzisgaii, wie das Tal von den Indianern genannt wird, dokumentierte eine kleine Ausstellung das Leben der Navajos und Hopis, deren Reservat das größte zusammenhängende in den Vereinigten Staaten ist. John Wayne, der hier mit John Ford seine ersten Filme drehte, ritt im Souvenirshop auf Handtüchern, Plakaten und  Kaffeetassen neben Dreamchatchern und Cowboyhüten „Made in China“. Ein etwa 17 Meilen langer Rundkurs führte auf einer mit mächtigen Schlaglöchern gesegneten Staubpiste durch das Tal über die sich neben Jeeps und Pickups auch einige wagemutige Wohnmobile quälten. Die mächtigen Felstürme, durch Wind- und Regenerosion geschaffen, reckten sich wie Überbleibsel einer vergangenen Epoche gegen den Himmel. Feiner, roter, mehlartiger Sand wurde immer wieder von heftigen Windrosen aufgewirbelt. Elefantenberg und Marterpfahl, Sandbach und Radnabe. Die Navajos hatten jedem der Urgewalten einen Namen gegeben. Am John Ford Point trafen sich die meisten Touristen, die den Weg ins Tal hinein gewagt hatten. Ein junger Indianer saß mit seinem Pferd für Fotos Model und ließ den Hengst immer mal wieder marketingmäßig steigen. Indianerinnen verkauften den traditionellen wie bekannten Silberschmuck mit blauen Türkiseinsätzen an Japaner, Franzosen und Deutsche. Weit hinten im Tal duckten sich einzelne Wohntrailer und Blockhütten gegen die Felswände und boten den Indianern Heimat. Um sich dem Gefühl von Marlboro-Freiheit und „Spiel mir das Lied vom Tod“ ganz hingeben zu können, boten die geschäftstüchtigen Navajos auch Reittouren durchs Gelände an. Am „Nordfenster“ trommelten zwei dicke Navajos für eine Schar japanischer Touristen einige Indianerrythmen und ließen sich dabei ausgiebig fotografieren. Kayenta war für mich die letzte Station, bevor ich mich über den Highway 160 weiter in Richtung Westen fuhr. In der kleinen Stadt leben fast 5.000 Indianer; die Retortenwohnungen reihen sich aneinander, eine Tankstelle und ein Store, MacDonalds und drei Motels vervollständigen das Nest, welches jährliche Rodeos veranstaltet. Die Indianer lassen sich hier nicht lumpen, haben die frühen Geldüberfälle umgedreht und verlangen für eine Übernachtung schlappe 180 Dollar.

Windows Section

Der in der Nähe von Moab/ Utah liegende Arches N.P. ist eine faszinierende Ansammlung an Felsbögen und Steinskulpturen. Östlich ragen die schneebedeckten Rocky Mountains in den Himmel.

Landscape Arch

Auch heute bilden sich noch stetig neue Steinbögen, während die alten zunehmend verfallen. erosionen und Verwitterungen gehen nur langsam vor sich, sind aber erbarmungslos.

Tower of Babel

Die amerikanischen Indianer nutzen das Gebiet tausende von Jahren lang. Sie sammelten mit Hilfe von Steinwaffen und primitiven Werkzeugen essbare Pflanzen und jagten Tiere. Noch heute zeugen Felszeichnungen, sogenannte Petroglyphen, von ihrer Existenz.

Death Horse Point

Cowboys trieben im letzten Jahrhundert Wildpferde hierher, wo sie nicht mehr entkommen konnten. Der Legende nach verdursteten dort einige Mustangs und so erhielt der Ort seinen Namen.

Monument Pass

Das Sinnbild des Westens ist staubig, windig und schmutzig. Erst seit den frühen Western John Fords Ende der 1930er Jahre wurde die Gegend, in der die Navajos eher hinvegetierten, zum beliebten Ausflugsort.

John Ford Point

"Ein junger Indianer saß mit seinem Pferd für Fotos Model und ließ den Hengst immer mal wieder marketingmäßig steigen."