UNSTRUT - GRIEFSTEDT BIS ARTERN

Griefstedt

Das in den späten 1990er Jahren etwas mehr als 300 Personen zählende Griefstedt wurde erstmals 786 im Hersfelder Klosterverzeichnis als Griffestat erwähnt. Der thüringische Landgrafenbruder Konrad schenkte 1233 den „Hof Grifstete“ dem Deutschen Orden, der hier eine eigenständige Komturei einrichtete. Diese wurde im Dreißigjährigen Krieg geplündert. Johann Adam Marschall von Bieberstein, der in den ersten Jahren des 18.Jahrhunderts das Amt in Griefstedt innehatte, ließ an der Stelle der Komturei ein Schloss im Renaissancestil errichten. Die hohen Kosten führten dazu, dass von den geplanten drei Flügeln nur zwei verwirklicht wurden.

Während allerdings der Ort Griefstedt seit 1407 zum wettinischen Amt Sachsenburg gehörte, war die Komturei Griefstedt mit dem Nachbarort Riethgen Teil des wettinischen Amts Weißensee. In den Napoleonischen Jahren wurde 1809 der Deutsche Orden aufgelöst und die Kommende Griefstedt ging als Stiftung sechs Jahre später an das Königreich Preußen als Domäne über, welches über viele Jahre durch eine Familie Ulrich gepachtet und vorbildlich bewirtschaftet wurde. Ort und Kommende Griefstedt wurden 1816 Preußen und damit der Provinz Sachsen zugeteilt. Den verzwickten Zugehörigkeiten geschuldet, wurde die Kommende dem Landkreis Weißensee im Regierungsbezirk Erfurt, der Ort jedoch dem Landkreis Eckartsberga im Regierungsbezirk Merseburg angegliedert.

Auf Grundlage des dubiosen SMAD-Befehl Nr. 209. und gegen die Einwände des Konsistoriums der Kirchenprovinz wurden 1948 das intakte Herrenhaus und 1949 die Kapelle abgerissen, der Rest verfiel im Laufe der folgenden Jahre.

Die teilweise aus dem Abrissmaterial entstandenen Neubauerngehöfte bilden die Thomas-Müntzer-Siedlung. Die alte, nach St. Martin benannte Dorfkirche brannte 1939 aus, konnte aber 1955 nach Neuaufbau wieder turmlos geweiht werden.

Riethgen

Die erste schriftliche Erwähnung von Riethgen erfolgt im Güterverzeichnis der Abtei Hersfeld von 786. Nachdem Landgraf Konrad von Thüringen 1233 Dorf und Ländereien dem Deutschen Ritterorden in Marburg schenkte, kam Riethgen als Anhang zur Komturei Griefstedt. Hunderte Jahre und zahlreiche Kriege später, kam der Ort,  der bis 1815 zum kursächsischen Amt Weißensee gehörte, aufgrund der Beschlüsse von Wien 1816 als Teil der Provinz Sachsen unter die preußische Krone.

Büchel

Das Hersfelder Zehntverzeichnis listet den Ort als Buchilide. Der in den 1990er Jahren fast 300 Einwohner zählende Ort teilt das Schicksal der zahlreichen kleinen thüringischen Siedlungen. Nur selten findet der Ort Erwähnung in den Geschichtsbüchern, wird erwähnt, daß wie 1255 der Graf von Beichlingen am langen Stein Gericht hielt oder in einer Urkunde des Beichlinger Grafen der Pfarrer Nicolaus von Büchel 1304 als Zeuge benannt wird. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zerfasert im Laufe des ausgehenden Mittelalters zu einem Flickenteppich, der besonders im thüringischen Gebiet kleinkariert wirkt. Im 15. Jahrhundert gehörte Büchel zum wettinischen Amt Sachsenburg. 1466 besaß das Kloster Frankenhausen das Patronatsrecht der Pfarrkirche zu Buchelde. Erst spät, 1539, hielt die Reformation Einzug im Ort und das Pfarrbuch erwähnt 1631 den Durchzug des Schwedenkönig Gustav Adolf mit seinen Söldnern auf der Heerstraße der östlichen Büchler Flur.

1816 kam Büchel zum Landkreis Eckartsberga im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen, zu dem er bis 1944 gehörte. 1833 brannte die alte Kirche St.Ulrich bis auf die Grundmauern nieder, was Anlass zum nachfolgenden Kirchneubau im klassizistischen Stil gab. Doch erst 1926 wurde eine Freiwillige Feuerwehr gegründet. Am 11. April 1945 wurde der thüringische Ort, tief im Reichsgebiet gelegen, von der 69. US-Infanteriedivision besetzt.

Kindelbrück

Kindelbrücks erste schriftliche Erwähnung erfolgt als Kindelbruccun ebenfalls im Güterverzeichnis des Hersfelder Erzbischof Lullus. Am 12. März 1291 wurde dem Ort durch Landgraf Albrecht II. das Stadtrecht verliehen. Die Verleihung erfolgte auf der Wartburg bei Eisenach. Kindelbrück gehörte bis 1815 zum kursächsischen Amt Weißensee und fiel danach bis 1944 unter preußische Krone.

Etzleben

Etzleben wurde im Jahr 750 erstmals urkundlich erwähnt. Doch zeigen bronzezeitlicher Hockergräber und der Grabfund einer Thüringerin aus dem 4. Jahrhundert in der Gemarkung eine weitaus frühere Besiedlung. 1186 ist "Eddenesleiben" schriftlich belegbar. 1407 kommt Etzleben zum Amt Sachsenburg und gehörte bis 1815 zum kursächsischen Amt Sachsenburg. Nach dem Wiener Kongress fällt es 1816 zu Preußen im Landkreis Eckartsberga.

Kannawurf

An der Stelle des heutigen Schlosses stand ursprünglich eine Wasserburg, mit welcher die von Erfurt über Weißensee und Sangerhausen nach Magdeburg führende Handelsstraße beschützt und kontrolliert werden konnte. Bei Kindelbrück überquerte die Straße die Wipper. Der 1221 erwähnte Albert von Kannawurf wird als Erbauer der Burg vermutet. Kannawurf gehörte bis 1815 zum kursächsischen Amt Sachsenburg und ab 1816 zur preußischen Krone.

Renaissanceschloss

1564, im Mai kam es zur ersten Schlacht von Öland zwischen Schweden und Dänemark, gab Georg II. Vitzthum von Eckstedt auf dem seit 1539 im Familienbesitz befindlichen Gutsgelände ein Schloß in Auftrag. Der Nordflügel beherbergte die Repräsentationsräume, darunter einen großen Saal; der Südflügel war den Wirtschafts- und Wohnräumen vorbehalten. Von Eckstedt gönnte sich zudem Verließ, Glockenturm und, dem Zeitgeist entsprechend, imposante Kellergewölbe. Nach Georgs Tod 1570 erhielten seine fünf Söhne das Schloss. Verschuldet durch die Ereignisse des Dreißigjährigen Krieges, sah sich Johann Friedrich I. von Eckstedt gezwungen, das Gut 1661 zu verpachten. 1685 ersteigerte die Familie von Bose den Besitz, der 1726 an die von Helmholt ging. Weitere Besitzer folgten; 1839 die Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen. 1914 wurde das Gut Staatsdomäne, zu DDR-Zeiten war es Volkseigenes Gut. In dieser Zeit musste der Schlossgarten Ställen und neuen Wirtschaftsgebäuden weichen. Das Schloss verfiel und in den 1980er Jahren stürzte der Nordflügel ein. Nach der Wende erfolgte Anfang der 1990er Jahre die Notsicherung der eingestürzten Bauteile und Dächer, dem die Teilsanierung Sanierung folgte. Seit 2007 ist das Schloss im Besitz des thüringischen Denkmalpflegezentrums und des Künstlerhauses Thüringen e.V.

Bilzingsleben

1174, Heinrich II. von England mußte Kirchenbuße für die Ermordung Thomas Beckets tun, wurde Bilzingsleben erstmals urkundlich erwähnt. 1350 verpfändeten die Grafen Heinrich und Hermann von Beichlingen das Dorf Bilzingsleben an die Stadt Erfurt. Zwischen 1400 und 1450 wurde die Kirche St. Wigberti erbaut. Die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges waren schon lange vorüber, wurde Bilzingsleben zwischen 1669 und 1674 von Hexenverfolgung heimgesucht. Im Pfarrbuch wurde verzeichnet, das Liese, Frau von Nicol Gräser, der Hexenprozess gemacht, sie verurteilt und anschließend verbrannt wurde. Zum kursächsischen Amt Sachsenburg gehörend, wurde auch Bilzingsleben nach 1816 dem Landkreis Eckartsberga im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt. 1819 wurde auf dem Gut von Ludwig von Helmolt, damaliger Landrat des Kreises Eckartsberga, Thüringens erster Geschichtsverein gegründet.

Bekannt wurde der Ort durch die Funde im südlich gelegenen Steinbruch. Der Ausgrabungsort mit den Resten eines Rastplatzes altsteinzeitlicher Jäger zählt zu den bedeutendsten Fundstätten Europas. Die erste schriftliche Erwähnung von fossilen Kieferknochen und Zähnen aus dem Steinbruch stammt von 1710. Die ausgegrabenen Überreste der Homo erectus werden auf ein Alter von etwa 370.000 Jahren geschätzt. Neben Steingeräten haben sich in größerem Umfang Knochen- und Geweihwerkzeuge, Feuerstellen und Arbeitsplätze erhalten.

Gorsleben

Gorsleben mit seinen etwa 700 Einwohnern um das Millennium, wurde 1.300 Jahre zuvor erstmals als Genrichesleiba, in einer Urkunde des Klosters Fulda erwähnt. Vom mittelalterlichen Zisterzienser-Nonnenkloster blieb nach Bauernkrieg, Aufständen und Jahrhunderten nur die heutige Dorfkirche St. Bonifatius bestehen. Der Ort wurde im Dreißigjährigen Krieg, während einer Besetzung durch kaiserliche Truppen 1627, nahezu vollständig niedergebrannt. Auch Gorsleben kam nach den Wiener Beschlüssen 1816 zum Landkreis Eckartsberga im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen unter preußischer Verwaltung.

Sachsenburg 

Die Thüringer Pforte war in alten Zeiten von enormer strategischer Bedeutung. Wo heute nur noch die Ruinen der Sachsenburgen ins enge Tal hinunterleuchten, durch das sich gemeinsam Unstrut, Bahn und Bundesstraße zwängen, schützten und kontrollierten die Festungsanlagen hier die Verkehrswege von Erfurt nach Magdeburg. Oberhalb des Dorfes, in welchem Paß- und Zollwächter lebten und das 1132 erstmals urkundlich erwähnt wurde, wurde im 12.Jahrhundert die untere Hakenburg gebaut, der erst später die obere Sachsenburg folgte.

Die Anfänge der Unteren Sachsenburg sind umstritten. So können die Grafen von Orlamünde, denen die Herrschaft bis Mitte des 11. Jahrhunderts gehörte, ebenso passen wie die Landgrafen von Thüringen, denen die Herrschaft spätestens seit 1180 gehörte. Die mitunter kolportierte Erbauung unter einem Ritter von Hake um 940 ist nicht nachweisbar. Nach dem Tod des Landgrafen Heinrich Raspe 1247 okkupierte Graf Siegfried von Anhalt die Pfalzgrafschaft Sachsen. Zur Verstärkung ließ er auf den Fundamenten einer vormals fränkischen Anlage aus dem 7. und 8. Jahrhundert die Obere Sachsenburg errichten. Doch es blieben unruhige Zeiten. Siegfried von Anhalt lag im Streit mit den Markgrafen von Meißen. Letztere gewannen und ließen im Weißenfelser Vertrag von 1249 die Schleifung der Burg „Saxinberg“ festlegen. Doch die Ausführung ist mehr als zweifelhaft, da das Kastell laut Chroniken 1287 erfolgreich gegen Adolf von Nassau verteidigt wurde. Durch die Heirat Dietrichs von Hohnstein mit Sophia von Anhalt kam die Anlage 1316 an die Grafen von Hohnstein. Das Heiraten ging weiter und die Burg fiel von 1335 bis 1407 an die Grafen von Beichlingen. Danach gingen Burg und Besitz an die Landgrafen von Thüringen und Herzöge von Sachsen und die Anlage diente von da an als Sitz des Amtes Sachsenburg. Mit der Verlegung des Amtssitzes hinunter in den Ort 1815 verlor die Burg ihre Bedeutung und wurde aufgegeben.

1319 wurde erstmals in den Urkunden der Grafen von Hohnstein zwischen der Oberen und der Unteren Sachsenburg unterschieden. Im Gegensatz zur (unteren) Hakenburg jedoch blieb die obere Festung außerhalb des Bezirks des Amts Sachsenburg und wurde 1539 von Herzog Georg von Sachsen an die in Kannawurf ansässige Familie von Bendeleben verliehen. Aufgrund der Erschütterungen des Dreißigjährigen Krieges wurde 1640 die baufällige Anlage aufgegeben. Sie blieb bis zum Aussterben der Familie von Bendeleben 1825 in deren Besitz. 1890 wurde in die Ruine eine Gaststätte gebaut, die 1945 ausbrannte. Nach der Wende wurde im April 1992 der Sachsenburgenverein gegründet, der sich dem Erhalt und der Sicherung der Burgruinen widmet.

Auch Sachsenburg blieb vom Wahnsinn der Hexenverfolgungen nicht verschont. Auf der sogenannten Hexenwiese unterhalb der Burgen wurde die Großmutter Anna Marie Glade in einem der letzten Hexenprozesse zum Tode verurteilt und durch den Arterner Scharfrichter Martin Kaufmann am 17. Dezember 1680 gerichtet und verbrannt. Nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses kam das kursächsische Amt Sachsenburg zu Preußen und wurde 1816 dem Landkreis Eckartsberga im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt.

Heldrungen

Erstmals schriftlich erwähnt wurde Heldrungen 777 als Krondomäne Karl des Großen. 874 erscheint "Heldrunga" als zehntpflichtiger Ort in den Unterlagen der Abtei Fulda. Eine hölzerne Festungsanlage wird um das Jahr 1000 genannt, die ein Hartmann II. von Heldrungen 1217 zur Steinburg ausbauen lässt. Schlachten und blutige Auseinandersetzungen bestimmen Alltag und Jahreszeiten. In einer Fehde Rudolphs von Heldrungen mit den Erfurtern werden 1394 ganze Landstriche zerstört. Sein Sohn Friedrich führte des Vaters Raubrittertaten fort und belagerte unter anderem 1412 die Burg Hohnstein. Der Markgraf von Meissen intervenierte hierauf, eroberte Hohnstein zurück und ließ die Heldrunger Burg belagern und erobern. Der Verschwendungssucht des Hans von Hohnstein geschuldet musste die Anlage 1484 an Graf Gebhardt von Mansfeld verkauft werden. Graf Ernst II. von Mansfeld lässt zwischen 1512 und 1519 die Anlage zur Verteidigungsburg mit einem vierflügeligen Schloss ausbauen und mit einem Wall und 6 Bastionen sichern.

Nach dem Bauerngemetzel von Frankenhausen wurde am 15.5.1525 der Reformator Thomas Müntzer gefangen genommen und nach Heldrungen überstellt. Hier wurde er verhört und gefoltert, verfasste seine letzten Schriften bevor er in Mühlhausen hingerichtet wurde.     1530 gestattete Kaiser Karl V. den Grafen Ernst und Hoyer von Mansfeld und Heldrungen das Jahrmarktrecht zu. Doch auch die Mansfelder verschuldeten sich in den folgenden Jahren und sahen sich gezwungen, 1621 das Amt Heldrungen an den sächsischen Kurfürst Georg I. zu verkaufen.1632, der „Teutschen Dreyßigjährig Krieg“ tobte über den Kontinent, eroberten die kaiserlichen Truppen unter General Graf Merode die Festung Heldrungen. 1641 wurde der Ort erobert und nahezu komplett zerstört. Nach dem Tod Johann Georg I. 1656 fielen Schloss und Besitzungen an seinen Sohn Herzog August, der die Anlage in den Folgejahren wieder befestigen ließ.   

1749 erhielt Heldrungen auf Veranlassung Friedrich August von Sachsen das Stadtrecht. Ein Landstädtchen ohne Stadtrat, allein mit Stadtrechten für Märkte, Innungen und Gerichtsbarkeit, welches auch mit den Wiener Beschlüssen 1816 unter die Preußen kam. Der intensiven Viehzucht und Landwirtschaft zufolge wurde der Ort über seine schmalen Stadtgrenzen hinaus als „Zwiebelstadt“ bekannt. Das 19.Jahrhundert ließ Amtsgericht, Oberförsterei und Rentamt in das Schloß einziehen. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg waren Wohnungen im Schloß untergebracht; 1974 erfolgte der Ausbau zur Jugendherberge.

Das Heldrunger Rathaus wurde um die Jahrhundertwende durch Baumeister Friedrich Fahro als gelber Klinkerbau im Stil der Neorennaissance errichtet. Die St. Golgatha-Kirche auf der Richtstätte des Schlosses wurde 1883/84 nach dem Vorbild eines Seitenteiles vom Naumburger Dom aus Muschelkalk gebaut.

Oldisleben

Die Oldisleben nahegelegenen vorgeschichtliche Hügelgräber und Höhensiedlungen weisen auf Siedlungen aus der Stein- und Bronzezeit hin. Die Gründung eines Benediktinerklosters durch Kunigunde von Orlamünde, der Ehefrau von Kuno von Beichlingen, im Jahr 1089, ist Anlass für die erste Erwähnung von Oldisleben. Das Kloster sollte sich zu einem der reichsten und bedeutendsten der Umgebung entwickeln und dem Ort  auch Wohlstand bringen. Der Ort selber jedoch kam erst 1499 durch Kauf vom albertinischen Herzog Georg in den Besitz des Klosters. Die Bauernaufstände verhießen auch Oldisleben nichts Gutes; das Kloster wurde im Bauernkrieg 1525 weitgehend zerstört und 1539 aufgelöst. Die noch verbliebenen Gebäude dienten als Kammergut in dem sich über die Jahrhunderte Kellergewölbe und einige romanische und frühgotische Baureste aus der Klosterzeit erhalten haben.

Kurfürst August von Sachsen trat mit dem Vertrag von Naumburg 1554 das aufgelöste Kloster Oldisleben und das benachbarte Amt Sachsenburg an die Ernestiner Linie ab. Während das Amt im Besitz der Ernestiner blieb und 1567 als „assekuriertes Amt“ Pfandbesitz des albertinischen Kurfürstentums Sachsen wurde, gelangte Oldisleben 1555 unter sächsisch-ernestinischer Oberhoheit an die Grafen von Mansfeld. 1591 fiel Oldisleben zurück an die durch die Erfurter Teilung 1572 entstandene ernestinische Linie Sachsen-Weimar. Das heillose Durcheinander sollte späteren Historikern und Ortschronisten schlaflose Nächte und Kopfschmerzen bereiten.

Im Dreißigjährigen Krieg wurden die vier nahe gelegenen Siedlungen Kapellendorf, Möllendorf, Priesendorf und Rumsdorf verwüstet und aufgegeben. Die Kirche Sankt Johannis wurde 1910/11 auf den Fundamenten der 1506 gebauten Kirche errichtet. Im kontinentalen Zuckerwettlauf wurde 1836 die erste Zuckersiederei erbaut, die 1872/73 durch eine neue Zuckerfabrik ersetzt wurde. 1840 komponierte Carl Friedrich Zöller am Oldislebener Mühlenwehr die Melodie zum Volkslied "Das Wandern ist des Müllers Lust", dessen Text der Dessauer Wilhelm Müller schrieb.

Die beiden stillgelegten Schächten des Kaliwerkes Gewerkschaft Großherzog Wilhelm Ernst liegen unmittelbar westlich von Oldisleben und befinden sich auf dem einstigen Gebiet der „Exklave Oldisleben“. Ihnen war nur ein kurzes Dasein bestimmt. Am 9. Dezember 1905 wurde mit dem Abteufen des Schachtes Großherzog Wilhelm Ernst I begonnen. Die zweite Schachtanlage Großherzog Wilhelm Ernst II wurde erst sieben Jahre später, am 6. November 1912, in Betrieb genommen. Seine Endteufe erreichte man Anfang 1914.

Die Zuckerfabrik ist eine der letzten Fabriken Europas, die mit Dampfmaschinen, Diffusionsbatterie und anderen historischen Apparaten bis 1990 in Betrieb war und heute für Besichtigungen offen steht. Die anstelle der alten "Rübenquetsche" 1873 errichtete Zuckerfabrik wurde von der Magdeburger Maschinenfabrik Röhrig & König erbaut.

Der Mühlenpark wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der Mühlenbesitzerfamilie Weinek angelegt. Die Mühle selber war bis etwa 1980 in Betrieb.

Bretleben

Bretalaho wurde zu Beginn des 9. Jahrhunderts urkundlich im Hersfelder Zehntverzeichnis erwähnt. Viel Wasser floß in den folgenden Jahrhunderten die Unstrut hinunter. Kriege kamen und gingen, Generationen und Ansichten wechselten. 1900 wurde ein Wasserwerk gebaut, das Artern, Reinsdorf, Schönfeld, Voigtstedt, Edersleben und Bretleben mit Wasser versorgte und 2006 abgerissen wurde. 1910 wurde das Elektrizitätswerk gegründet, das bis in die 1980er Jahre in Betrieb war.

Schönfeld

Das zu den sogenannten Küchendörfern der Herrschaft Vockstedt-Artern gehörende Dorf wurde 1236 erstmals urkundlich erwähnt. Am 5. Oktober 1995 wurde Schönfeld nach Artern eingemeindet.

Artern

Der vorgeschichtliche Siedlungsplatz wurde zum ersten Mal 786 als "Aratora" in einer Urkunde Karls des Großen erwähnt. Die Neustadt entwickelte sich prächtig durch Ackerbau, Handwerk und Handel seit dem 11.Jahrhundert im Schutze einer Wasserburg, die 1323 das Stadtrecht und 1436 die Gerichtsbarkeit erhielt.   

Um 1200, die Kreuzzüge befanden sich auf ihrem Höhepunkt, wurde die Marienkirche erbaut. Der Turm wurde bereits nach 1150 erbaut; um 1225 folgte der Chorraum, die heutige „Winterkirche“. Nach einem heftigen Brand wurde 1608 das Westschiff abgerissen und ab 1615 wieder aufgebaut. Die Veitskirche, eine der ältesten erhaltenen Gebäude, wurde etwa 1250 als Kreuzkirche errichtet. Der Sattelturm über der Vierung ist eine architektonische Seltenheit in Thüringen. Nach den Umbrüchen der Reformationszeit diente das Gotteshaus als Scheune, Geräteschuppen und Gefängnis.

Dem schweren Brand von 1683 fielen Stadt und Dorf Artern fast gänzlich zum Opfer. Während die Anfänge der Salzgewinnung auf das Jahr 1477 datiert wurden, wechselten in den Jahren des Mittelalters die Herrschaften von den Grafen von Stollberg, zu den Grafen von Hohnstein und von Heldrungen zu den Querfurter Edelherren und später zu den Mansfelder Grafen über. 1579 fiel Artern unter kursächsische Herrschaft.

1723 wurde Johann Gottfried Borlach vom sächsischen Kurfürsten August dem Starken beauftragt, die Salzbestände von Artern wieder nutzbar zu machen. Bergrat Borlach begann im September 1724, Versuchsschächte in der Nähe des Salztales abzuteufen. Er ließ zwischen 1726 und 1733 das Salzwerk mit einem Gradierwerk und nebenbei noch das Wehr, das größte seiner Art im Freistaat Thüringen, aufbauen. 1788, im Sommer tobte der Preiselbeerkrieg zwischen Norwegen und Schweden, begann man mit dem Bau eines neuen Gradierwerkes, das im Jahre 1791 durch die "Senffsche Konstruktion" fertiggestellt wurde. Am 31.12.1964 endete die langjährige Salzgewinnung.

Friedrich von Hardenberg, der als Novalis in die Literaturgeschichte einging, wohnte 1799 in Artern und verfasste hier seinen Roman "Heinrich von Offerdingen". Selbst Goethes Vorfahren lebten im 16./17.Jahrhundert im kleinen Unstrutstädtchen. Hans Christian, der Urgroßvater des Dichters, war ab 1688 Ratsherr in der Stadt.

In der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts begann der industrielle Aufschwung. 1837 wurde ein Eisenwerk gebaut und 1865 die Zuckerfabrik, 1879 wurde die Vereinsbrauerei mit Malzfabrik gegründet und 1881 die Blechschmiede und Schlosserei Paul Reuß, aus der 1897 die Kyffhäuserhütte hervorging. Das 1906 im neobarocken Baustil erbaute Rathaus wurde in den Jahren 1991/94 renoviert.    

Während des Dritten Reiches waren ausländische Zwangsarbeiter in der Maschinenfabrik Kyffhäuserhütte beschäftigt. Zu den 400 Arbeitern kamen mindestens 1.124 Ausländer die zusätzlich in der Zuckerfabrik und Brauerei, in der Saline, bei der Reichsbahn und in der Landwirtschaft (auch im Ortsteil Schönfeld) Zwangsarbeit leisten mussten. Im Außenlager Artern mussten 1944 hunderte Häftlinge die Elektrik für V2-Raketen des KZ Mittelbau-Dora montieren.

1998 wurde die ehemalige Vereinsbrauerei Artern endgültig geschlossen. Traurige und medial-peinliche Berühmtheit erhielt die mit hoher Arbeitslosigkeit belastete Stadt in den Jahren 2002/2003 mit der für das MDR Fernsehen produzierten Doku-Soap „Artern – Stadt der Träume“ als „ostdeutsche Truman Show“.

Bad Frankenhausen

Erste Siedlungsspuren in der Talaue zwischen Kyffhäuser und Hainleite wurden auf etwa 10.000 Jahre datiert. Mit der als Kattenburg bekannten Anlage schützten sich die Bewohner am Südrand des Kyffhäusergebirges bei Angrifen. Die Schuchardshöhlen, einer der bemerkenswertesten vorgeschichtlichen Kultplätze Thüringens, befinden sich etwa zwei Kilometer nordwestlich der Stadt auf dem Kosackenberg.

Frankenhausen wurde erstmals im 9. Jahrhundert in Urkunden des Klosters Fulda als fränkische Siedlung erwähnt. Im Südosten der Unterstadt stand eine Wasserburg und sicherte die Stadt zum Vorland ab. Historiker vermuten hier einen befestigten fränkischen Hof, der in einer Königsurkunde von 998 genannt wird und die Salzquellen sichern sollte.

Seit dem 11. Jahrhundert gehörten Ort, Männer, Frauen und Kinder, alles Tier, feste und bewegliche Güter dem Haus Weimar-Orlamünde. Anfang des 13. Jahrhunderts fiel alles an die Grafen von Beichlingen, 1340 erwarb der Graf von Schwarzburg die seit 1282 mit Stadtrechten versehene Ortschaft. Auch Frankenhausen blieb vom spätmittelalterlichen Erb- und Teilungswahnsinn nicht befreit und fiel von 1571 bis 1594 der Linie Schwarzburg-Frankenhausen zu, 1599 durch Erbteilung an die Grafen von Schwarzburg-Rudolstadt.

1525 kam es auf dem Schlachtberg am Nordrand der Stadt zur letzten großen Schlacht des Deutschen Bauernkrieges. Die Bauern hatten außer Sensen, Dreschflegeln und Idealen den ausgebildeten Söldnertruppen nicht viel entgegenzusetzen. 6.000 von ihnen fielen innerhalb weniger Stunden und noch heute heißt der Weg hinauf zum Schlachtberg „Blutrinne“. Das als „Elefantenklo“ in der Bevölkerung bekannte Bauernkriegspanorama, entstanden zwischen 1976 und 1989, erinnert an die Ereignisse.

1650 wurde zum ersten Mal eine Neigung des Kirchturms der im 14. Jahrhundert erbauten Oberkirche erwähnt. 1799 eröffnete Wilhelm Gottlieb Manniske das erste Krankenhaus; 1818 wurde das erste Kurhaus Manniskes gebaut in welchem die Sole für Kuren genutzt wird. Mit dem Bahnanschluss Ende des 19.Jahrhunderts bekam die Solebadekur – in hölzernen Badezubern – Auftrieb und im April 1927 erhielt die Stadt die offizielle Bezeichnung Bad Frankenhausen. 1938 wurde das erste Solefreibad in Thüringen eröffnet.

1972 wurde Bad Frankenhausen Garnisonsstadt. Heute befinden sich in der Kyffhäuser-Kaserne, die 1968 ursprünglich für die NVA erbaut wurde, das Standortsanitätszentrum Bad Frankenhausen, das Logistikbataillon 131 und die nichtaktiven Verbände Panzergrenadierbataillon 382 und Panzerbataillon 384.