BAD KÖSEN

"Das Romanische Haus ist eines der ältesten Profanbauten Mitteldeutschlands und geht in die Zeit der ersten Kreuzzüge zurück. Europa befand sich im mittelalterlichen Aufbruch und brachte in den folgenden Jahrzehnten orientalische Einflüsse von seinen Kriegen mit. Das heute als städtisches Museum genutzte Gebäude indessen gehörte den Bischöfen von Naumburg.

Als Vorwerk Cusne des Klosters Pforta im Hochmittelalter gegründet, entwickelte sich der Ort dank der Steinbrücke über die Saale rasch. Die Zisterziensermönche von Pforta treiben die Urbanisierung an der Saale voran. Im Namen des Herrn und der Kirche werden Mühle und Wehr errichtet und Weinberge angelegt. Noch heute zeugen die Weinanlagen vom Köppelberg zwischen Bad Kösen und Schulpforta von der Entwicklungsarbeit. Die Flößerei verhalf dem Ort im 13.Jahrhundert zum wirtschaftlichen Aufschwung. Zahlreiche Fischer und Flößer siedelten sich an der Saale an und 1259 wurde Kösen zur Hauptfloßstation ernannt. Bis in die Mitte des 19.Jahrhunderts war die Siedlung wichtigster Umschlagplatz für Langholz an der Saale. Zweimal jährlich fanden sogenannte Holzmessen statt, ein Floßzoll wurde erhoben und erst 1910 wurde das letzte Holz angelandet. Die Industrialisierung setzte auch hier der Tradition ein Ende.

In den 1730er Jahren stieß der kurfürstlich-sächsische Bergbauingenieur Johann Gottfried Borlach, der sich mit der erfolgreichen Salzgewinnung in Artern einen Namen gemacht hatte, auf eine starke Salzquelle in Kösen. „Wo Salzquellen sind, spürt man solches Gebirge, und die Salzquellen kommen aus demselben hervor. Sole ist ein Wasser, welches durch ein Salzgebirge gegangen ist, sich in selben gesalzen hat und mit dem Salze hervorkommt.“, schrieb der Geologe und stellte somit auch seine, die Borlachsche Regel auf. In Kösen ließ er eine Saline errichten, deren Antriebsarchitektur ebenso wie das 320 Meter lange Gradierwerk noch heute erhalten ist und als Kuranlage genutzt wird. Borlach starb 1768 im Alter von 81 Jahren in Kösen. Nachdem die heilende Wirkung von Sole erkannt wurde, entwickelte sich das Flößerdorf zum Modebad und lockte unter anderen Kurgäste wie Franz Liszt und Theodor Fontane an.

1859 wurde die Salzgewinnung jedoch aufgrund der in Staßfurt entdeckten Salzvorkommen eingestellt. Kösen fokussierte sich neu und konzentrierte sich auf seine Heilquellen. Noch im gleichen Jahr erhielt der Ort die Bezeichnung Solebad, das erste Inhalatorium im Kurpark wurde knappe 30 Jahre später eröffnet und das Gradierwerk bewies sich als ideale Freiluftinhalationsanlage. Während die Sole zur Verdunstung über das Reisig tröpfelte, übertraf die so entstandene salzhaltige Luft die Konzentration jedes Seebads.

Nachdem 1868 Kösen das Stadtrecht erteilt wurde, entsprachen die Kuranlagen nicht mehr den Ansprüchen und zu Beginn des 20.Jahrhunderts wurden neue Kureinrichtungen wie das Kurmittelhaus und das Badehaus gebaut. 1935 wurde Kösen offizieller Badeort und durfte sich das Prädikat „Bad“ hinzufügen. Zu DDR Zeiten kannte man Kösen als Volkssolbad. Die Geschichte wiederholte sich. Nach Mauerfall und Wende wurden die Kureinrichtungen in den frühen 1990er Jahren modernisiert, eine Reha-Klinik gebaut, ein Solethermalbad und Kuranlagen.

Zeitenwechsel: Die während der Napoleonischen Kriege entstandene deutsche Nationalbewegung hinterließ besonders in Kösen ihre tiefen Spuren. 1813 trafen sich erstmals Studenten der Corps zu Pfingsten auf der nahen Rudelsburg. Den verschiedenen Systemen und Jahrhunderten zum Trotz, ließen die inzwischen revanchistisch anmutenden Burschenschaften ihre Tradition nach der deutschen Wiedervereinigung ab 1994 wieder aufleben.

1848 fand in der Buchenhalle eine der großen Volksversammlungen des Revolutionsjahres statt und Kösen wurde zum Namensgeber des Dachverbandes „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV), in dem sich die Corps vornehmlich traditioneller Universitäten aus Deutschland, Österreichs und der Schweiz zusammenschlossen.

Zu Beginn des alten Jahrhunderts erfand Käthe Kruse an der Saale die bekannten Puppen, die heute beliebte Sammlerstücke sind und zu hohen Preisen gehandelt werden, und gründete hier 1912 ihre Puppenwerkstatt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb verstaatlicht und Käthe Kruse siedelte in den Westen Deutschlands über.