REGION QUERFURT

Chronistentreffen in Querfurt
Zusammenhang zwischen Johannitern und Barock
* Erstveröffentlichung: Mitteldeutsche Zeitung Juni 1999

Bei schönstem Sonnenschein trafen sich am Mittwoch die Ortschronisten auf der Querfurter Burg. Allerdings folgten nicht nur die Chronisten der Querfurter Region der Einladung des Kultur- und Denkmalschutzes. Die Geschichtsforscher aus dem Kreis Merseburg, von Leuna und Bad Dürrenberg, hatten sich ebenfalls auf den Weg zur Burganlage gemacht.

„Die Herzöge von Sachsen-Weißenfels, Hofhaltung und Residenzen“ stand auf der Einladung. Und so fanden sich die ehrenamtlichen Kollegen im kleinen Café der Burg ein, um von hier einen Ausflug in die Vergangenheit zu unternehmen. Nach einer kurzen Begrüßung der zahlreichen Anwesenden durch Frau Ingrid Krehan vom Amt übernahm die „oberste Herrin“ der Burg, Frau Johanna Rudolph, den weiteren Tagesablauf. Die Einladung, welche die Chronisten an historischer Stätte zusammenführte, sollte ebenso zur Wissenserweiterung, wie zum regen Gedankenaustausch dienen. Aber auch als kleines Dankeschön war die Führung gedacht, da teilweise nur in Zusammenarbeit mit den Ortschronisten solche Ausstellungen möglich seinen, äußerte Frau Rudolph.

Doch vor dem Gang zur Kirche, in welchem sich die Sachsen-Weißenfels’sche Ausstellung befindet, ging es die Stufen hinauf zur Sonderaustellung. 900 Jahre Johanniter sind hier auf kleinem Raum zu besichtigen. Der Orden, der 1852 durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. in alter Tradition neu gegründet wurde, sieht seine Hauptaufgabe im Dienst an den Kranken und Schwachen. Der Orden, der heute 3300 Ordensritter zählt und dessen Schwesterschaft 1885 gegründet wurde, steht heute unter der Schirmherrschaft der Nachkommen des preußischen Königs. Die Ritter leisten ihr Gelübde in der Ordenskirche zu Nieder-Weisel bei Frankfurt und erhalten dort den Ritterschlag nach historischem Zeremoniell. An die Tradition der Johanniter, die im Gegensatz zu den Maltesern (diese sind katholischen Glaubens), im evangelischen Glauben stehen, knüpfen auch die Jungen und Mädchen des Landes Sachsen-Anhalt an, die zahlreich am vergangenen Wochenende auf dem Burggelände vertreten waren. Auch wenn die Ausstellungsstücke nicht sehr zahlreich sind, so ist das Museum auf das Wenige doch besonders stolz. Wie auf den Abendmahlskelch der Johanniterkirche Werben aus dem 13.Jahrhundert, der selbst auf den großen Ausstellungen in Berlin und Oldenburg nicht mit dabei war. Als Überblick über die Arbeit des Ordens dient das Johanniter Haus in Nebra mit seiner über 100jährigen Tradition.

Nach dem Ausflug in die Johannitergeschichte führte Frau Rudolph die Angereisten fachkundig durch die Barockausstellung der Sachsen-Weißenfelser. Drei Jahre dauerten die Vorbereitungen für diese einmalige Exposition, die noch bis 25.07. zu besichtigen ist. Danach werden die Ausstellungsstücke wieder an die Museen zurückgegeben. Eine Wanderausstellung ist aus verschiedenen Gründen nicht möglich. In erster Linie sicher aus versicherungstechnischer Sicht. „Sonst werden nur die Zeiten des Mittelalters dargestellt. Das Barock allerdings hat eine Vielzahl von Veränderungen gebracht, die so noch nicht für diese Gegend beleuchtet wurden“, ist sich die Leiterin des Burgmuseums sicher. Das ehemalige sächsische Fürstentum des Johann Georg I. reichte bis ins nördliche Jerichow. Im Gebiet Sachsen-Weißenfels, das 1657 Herzog August nach testamentarischen Beschluß seines Vaters erhielt, begann im 17.Jahrhundert ein ungeahnter wirtschaftlicher Aufschwung. Der Weißenfelser Hof war neben dem Dresdner einer der aufwendigsten in ganz Deutschland. Ausgedehnte Jagden im Ziegelrodaer Forst gehörten ebenso zur Unterhaltung wie die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften. Nach dem Aussterben der Weißenfälsischen Linie 1746 fiel das gebiet an Kursachsen zurück.

Nachdem sich die Ortschronisten von Radschloßbüchse und ewigen Kalender wieder getrennt hatten, ging es zurück in das kühle Burgcafé. Unterwegs gab es für die Merseburger noch einige historische und neuere Hinweise zur Burganlage. Da den Ortschronisten bislang nach ihren Exkursionen eine Zusammenfassung fehlte, kam vom Merseburger Chronistenverein der Vorschlag, eine kleine Broschüre zu verfassen. In dieser sollte ein skizzenmäßiger Abriß der Ausflüge dargestellt werden. Auch wichtige Ansprechpartner und ein Veranstaltungsplan sollte im Heft enthalten sein. Bei einer Tasse Kaffee sprachen die Chronisten über ihre Erfahrungen und Entdeckungen der letzten Zeit und waren über ihren Ausflug in das Barock sehr angetan. Zum Schluß der Veranstaltung sprach Frau Rudolph von einer Ausstellung über das Gebiet Sachsen-Merseburg in den nächsten Jahren, die sicher auch wieder akribische und hartnäckige Vorarbeit bedeutet.