SAALE - RUDOLSTADT BIS ZWÄTZEN

Rudolstadt

Archäologische Funde belegen keltische und germanische Besiedlung während der beginnenden Eisenzeit.

Ersterwähnung von Rudolstadt 776 als Rudolfestat in einer Schenkung Karls des Großen an das Kloster Hersfeld. Zu Beginn des 13.Jahrhunderts war Rudolstadt im Besitz der Grafen von Orlamünde, die den Besitz bis 1334 an die Grafen von Schwarzburg übertrugen und diesen bis 1920 behielten. 1326 Erteilung der Stadtrechte mit nachfolgendem Bau von Rathaus, Markt sowie Befestigung mit Altem Tor und Kirchtor.

1345 Tod und Zerstörung durch ein Erfurter Heer im Thüringischen Grafenkrieg. Wiederaufbau und Erweiterung von Stadt und Stadtbefestigung im folgenden Jahrhundert. Ausbau der Oberen Burg zu einer dreiflügigen Anlage zwischen 1434 und 1448.

1573 Großbrand im Schloss und Neubau im noch heute erhaltenen Renaissancestil. Niedergang und Verwüstung im Dreißigjährigen Krieg. Kulturelle Blütezeit folgte im 18. und 19. Jahrhundert durch zahlreiche Künstler wie Schiller und Goethe. Zwischen 1936 bis 1945 war Rudolstadt Garnisonsstadt der Wehrmacht. Flüchtlingswellen und Bombardierungen, Tod und Verwüstungen kamen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges über die Stadt. Im Ortsteil Schaala wurde bis zu seiner Flucht 1941 der spätere französische Präsident François Mitterrand als Kriegsgefangener untergebracht.

Rudolstadt entwickelte sich zu einem Zentrum der chemischen Industrie in der DDR. Allein im Chemiefaserkombinat „Wilhelm Pieck“ arbeiteten über 6.000 Beschäftigte. 1955 wurde das „1. Fest des deutschen Volkstanzes“ ausgerichtet. Die Veranstaltung war als sozialistisch-folkloristische Happening gedacht, welche die deutsche Einheit beschwören und einen Gegenpol zur „amerikanischen Unkultur“, wie Rock’n’Roll und Jazz, bilden sollte. Nach der Wende Neuausrichtung des Festivals zum internationalen Tanz&FolkFest (TFF), welches sich zum größten und bedeutendsten Folkevent Europas entwickelt.

Bad Blankenburg

Ersterwähnung von Blankenburg 1267 in einem Stiftungsbrief des Saalfelder Nonnenklosters und Erteilung des Stadtrechts 1323. 1385 wurde mit dem Bau der Stadtkirche begonnen. Eine Mammutaufgabe, die 1794 mit der Einweihung abgeschlossen werden konnte.

1840 gründete Friedrich Fröbel in Bad Blankenburg den ersten Kindergarten Deutschlands und im selben Jahr eröffnete der Kurbetrieb. 1911 verliehen die Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt dem Ort den Titel „Bad“.

Bis 1918 gehörte der Blankenburg zum Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt. Das ehemalige Hotel "Schwarzeck" wurde zu DDR-Zeiten als Parteischule der SED betrieben, nach der Wende jedoch dem Verfall preisgegeben.

Schwarzburg

Ersterwähnung von Schwarzburg im Schwarzatal 1071 in der Beschreibung des Orlagaus. Schloss Schwarzburg war Stammsitz der Grafen von Schwarzburg. Verschiedenen innerfamiliären Aufteilungen geschuldet entstanden 1599 die zwei Hauptlinien Schwarzburg-Sondershausen (1909 erloschen) und Schwarzburg-Rudolstadt zu der Schloss und Dorf bis 1918 gehören.

Hervorragende Dorfentwicklung über die Jahrhunderte hinweg durch die verschiedenen Mühlenwerke (Mahlmühle, Lohmühle, Eisenhammer). Wirtschaftlicher Höhepunkt im Hochmittelalter durch Goldwäscherei (Seifengold). 1846 Auswanderungswelle nach Schließung des Eisenhammers. 1887 Gründung des Schwarzburgbundes, einer christlich geprägten, nichtschlagenden Studentenverbindung.

Am 11.08.1919 unterzeichnete Reichspräsident Friedrich Ebert hier im Urlaub die von der Nationalversammlung in Weimar beschlossene Reichsverfassung, die Weimarer Verfassung. 1946 Eröffnung der Landesforstschule im ehemaligen, privat geführten, Pädagogium. Vier Jahre später Änderung zur Fachschule, 1968 Ingenieurschule, seit 1992 Fachhochschule für Forstwirtschaft. Abwicklung und Schließung mit Ausbildungsende des letzten Studienjahrgangs 2008.

Umgestaltung des Schlosses zum Reichsgästehaus in den frühen 1940er Jahren. Abriss der meisten Gebäude und Entkernung von Hauptgebäude, Kirchturm, Kaisersaalgebäude und Zeughaus. Einstellung der Baumaßnahmen am 17. April 1942 auf Befehl von Reichsminister Albert Speer und abschließende Sicherungsmaßnahmen. Das Schloss verfiel in den folgenden Jahren zusehends. Spätere Pläne zum Wiederaufbau, Ideen reichten vom Erholungsheim für Gewerkschaftsmitglieder über ein Hotel mit Kulturzentrum bis hin zu einer Kuranlage der SED-Parteiführung, wurden zu DDR-Zeiten nie umgesetzt. Nach der Wende Beginn von Sanierungs- und Reparaturarbeiten.

Etzelbach

Nach dem vom Historiker Otto Dobenecker 1986 publizierten Band „Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae“ wurde der Flecken erstmals am 13.Februar 1140 schriftlich als Etcelbeche erwähnt.

1869 wurde die im gotischen Stil neu gebaute Dorfkirche eingeweiht. Im alten Vorgängerbau etwas südöstlicher auf dem Friedhof, heiratete im Juli 1828 Emilie Schiller, die jüngste Tochter des Dichters, Albert von Gleichen-Rußwurm.

1900 wurde das im 12.Jahrhundert erbaute Gut zum Invalidenheim umgebaut. 1991 erwarb das Sozialwerk Heuser die Immobilie, saniert die Anlage von Grund auf und bietet seitdem stationäre Pflege in der Seniorenresidenz.

Uhlstädt

Bodenfunde aus der frühen Eisenzeit weisen eine Besiedlung durch Kelten im Jahr 700 v.Chr. nach. Die erste schriftliche Erwähnung erfolgt im Jahr 1083. Im 12.Jahrhundert wird die Dorfkirche errichtet, von der heute nur noch Teile die Zeiten überdauerten.

1710 erhält Uhlstädt das Marktrecht. Der sachsen-gothaische Geheime Rat, Kammerdirektor und Kreishauptmann zu Altenburg Anton Ludwig von Schwartzenfels (1678 bis 1725) wird zu seinen Lebzeiten Rittergutsbesitzer. Am 28.Februar 1740 wird Johanna Isabella Eleonore von Wallenrodt, geb. Freiin von Koppy, auf dem Rittergut geboren und geht nach einem unsteten Leben als Schriftsteller in die kleinere Literaturgeschichte ein. Bekannt wird der Ort auch durch seine Flößerei.

1786 wird ein Aquädukt gebaut, mit dem der Uhlsbach über die Mühllache geführt wird. Zwischen 1837 und 1990 trägt eine Porzellanfabrik zur Wirtschaft von Uhlstädt bei. Um die Jahrhundertwende lebt und arbeitet die Thüringer Heimatdichterin Marthe Renate Fischer im Ort und schreibt hier ihre wichtigsten Romane.

1922 werden Kleinkrossen, Oberkrossen und Rückersdorf in die Gemeinde Uhlstädt eingemeindet, 1972 Partschefeld. Im Juli 2002 werden die Uhlstädter Ortschaften mit der Gemeinde Kirchhasel zur Gemeinde Uhlstädt-Kirchhasel zusammengeschlossen.

Orlamünde

1039 Ersterwähnung von Orlamünde mit seiner Grenzburg. Dieser Stammsitz der Grafen von Orlamünde wurde im 15.Jahrhundert aufgegeben. Von der Anlage ist heute nur noch die Kemenate vorhanden.

1194 wird die älteste Mühle an der mittleren Saale in Orlamünde urkundlich erwähnt. Um 1200 unterhielten die Grafen von Orlamünde eine Münzstätte. Der Wittenberger Reformator Andreas Karlstadt bringt 1523 die Reformation nach Orlamünde. In der Bierschlacht von 1718 streiten sich die Orlamünder mit den Bürgern von Kahla wegen des Verstoßes gegen die Biermeile.

Freienorla

Ausgrabungen weisen frühe Siedlungs- und Grabspuren um 1.000 v.Chr. auf dem Hahnenborn nach. Ein Hunnenfriedhof mit 24 Urnen aus der Zeit um 300 v.Chr. wurde auf dem sogenannten Ritz erschlossen.

Sagen und Hinweise datieren eine Wassermühle an der Orlafurt auf das Jahr 1176. Die erste schriftliche Erwähnung geht auf 1235 zurück. In Urkunden des Amtes Leuchtenburg steht über das Freienorla “Als markgräfliches Lehen waren um 1350 an verschiedene Lehnsleute 1 Holzmarke zwischen Freienorla und Langenorla, 3/4 Hufen Landes und ein Zins von 46 Groschen und 12 Hühnern ausgetan.“.

Das Erbzinsregister des Amtes Orlamünde von 1457 weist für Freienorla 26 „hausgessene“ (besitzende) Männer nach, im Türkensteuerregister von 1496 sind es 24. Im Bauernkrieg von 1525 nehmen etliche Bauern aus Freienorla, Kleineutersdorf und Langenorla unter der Führung des Bauern Kroneberg teil, scheitern und werden auf dem Kahlaer Marktpatz hingerichtet.

Eine Anekdote aus dem Schmalkaldischen Krieg hält sich über die Jahrhunderte: „1547 lagerten drei Tage lang Spanier in Freienorla. Sie tranken in der Schenke ohne zu bezahlen. Joachim von Brandenstein, der in kursächsischem Kriegsdienst stand und sich lange Zeit beim Heer des Schmalkaldischem Bundes befand, war nach Oppurg zurückgekehrt. Er führte einen Teil der schnell zusammengetrommelten Kriegsknechte und Bauern gegen die nun vor Freienorla lagernden Spanier an. Dies war ein Haufen Marodeure, die sich vom kaiserlichen Heer abgetrennt hatten und plündernd und sengend durch das Land zogen. Sie wurden vom Trupp des Brandensteiners zwischen dem Weißen Born und dem Vorwerk Schimmersburg im sumpfigen Gelände total vernichtet.“

Auch der Dreißigjährige Krieg sucht den Saaleort heim. Im April 1625 quartieren sich Kroaten im Dorf für freie Kost und Logis ein. 1633 wird das Lochausche Regiment stationiert. Mord, Vergewaltigungen, Plünderungen und Brandschatzungen sind in jenen Jahren an der Tagesordnung. Das Reich ist nicht in der Lage seine Untertanen zu schützen.  Eingeschleppte Seuchen fordern wie im Rest des Landes zahlreiche Todesopfer.

1740/41 macht sich auch an der Saale eine amerikanische Innovation breit und in Freienorla werden die ersten Kartoffeln, jedoch nur als Futter, angebaut. 17 Jahre später zieht mit den Brettloch- und Trautmannsdorfschen Truppen der Siebenjährige Krieg durchs Saaletal.

Mitte des 19.Jahrhunderts packen zahlreiche Familien ihr Hab und Gut und wandern aus sozialer Not nach Nord- und Südamerika aus. 1929/33 wird die erste elektrische Straßenbeleuchtung im Ort installiert, 1946 das Porzellanwerk als „VEB Porzellanfabrik Freienorla“ wieder eröffnet und 1957 mit den Werken Kleindembach und Könitz zum VEB Ostthüringer Porzellanwerke zusammengeschlossen, die 1968 endgültig geschlossen werden.

Großeutersdorf und Kleineutersdorf

Im 12.Jahrhundert wird der Ort mit seiner Wehrkirche in Urkunden erwähnt. Die Krypta mit seinem Tonnengewölbe ist der noch älteste erhaltene Teil.

Seit 1908 verbindet eine Stahlseil-Fußgängerbrücke die beiden Gemeinden, für deren Nutzung bis 1942 ein Brückenzoll erhoben wurde. Nach Sprengversuchen im Weltkrieg wurde sie 1964/65 wieder instandgesetzt und 1992 grundlegend erneuert.

Die Jagdanlage Rieseneck in Kleineutersdorf entstand 1620, wurde 1712/27 ausgebaut und als heute einzigartige mittelalterliche Jagdanlage in Europa erhalten.

Kahla

Ersterwähnung von Calo im Jahr 876. 1184 wohnte ein Ritter Gottschalk von Kale, Graf von Weimar-Orlamünde, auf der Festung. 1283 waren die Herren von Lobdeburg-Leuchtenburg Burgbesitzer. Kahla erhielt zwischen 1283 und 1333 Stadtrechte, Burg und Stadt, Land und Leute gehörten zur Grafschaft Schwarzburg.

Nach dem Grafenkrieg fällt das Gebiet den Thüringer Landgrafen zu. Die letzte urkundliche Erwähnung der Burg stammt von 1441. Mehrere Brände, neben anderen 1345 und 1520, zerstörten weite Teile der Stadt, die jedoch immer wieder aufgebaut wurde. Den Bilderstürmern der Bauernkriege fiel auch die Margaretenkirche zum Opfer. 1524 predigte Martin Luther in Kahla. Auch der Dreißigjährige Krieg verwüstete Kahla stark.

1843/44 begann die Porzellanherstellung. Anfang des 21.Jahrhunderts ist die KAHLA/Thüringen Porzellan GmbH noch einer der wichtigsten Arbeitgeber. 1944/1945 wurde mit etwa 15.000 Zwangsarbeitern eines der unterirdischen Rüstungsprojekte der REIMAHG vorbereitet, das die Serienherstellung des Düsenjägers Messerschmitt Me 262 vorsah.

Leuchtenburg

Ersterwähnung der Leuchtenburg am 15.April 1221 als Hartmann IV. von Lobdeburg-Leuchtenburg in Dornburg einen Rechtsstreit beilegte. 1313 Verpfändung an die Grafen von Schwarzburg, die die Anlage zwanzig Jahre später endgültig kauften. 1392 Eroberung der Anlage durch die Wettiner in Folge der Thüringer Grafenfehde und offizielle Übertragung durch die Schwarzburger im Leipziger Vertrag von 1396. Unter den Wettinern wird die Leuchtenburg zum Amtssitz umgebaut.

1489 Ersterwähnung der Burgkapelle. 1547 Zufluchtsort der Familie des Kurfürsten Johann Friedrich der Großmütige nach dessen Niederlage im Schmalkaldischen Krieg. Die Höhenburg wurde im folgenden Dreißigjährigen Krieg häufig genutzter Zufluchtsort. Doch besser wird es für die Anlage nach dem Ende der mörderischen Schlachten nicht.

1705 Verlegung des Amtssitzes nach Kahla und Weiternutzung der Burg als Zucht-, Armen- und Irrenhaus. 1724 als Zuchthaus an das Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg im Zuge der ernestinischen Landesteilungen. 1871 Auflösung des Zuchthauses und Verlegung der Häftlinge nach Zeitz. 1826 bis 1920 kommt die Anlage an Sachsen-Altenburg – später Freistaat Sachsen-Altenburg.

1873 Renovierung und Umbau zum Hotel bis 1951. Danach als Jugendherberge Geschwister Scholl geutzt, die 1997 geschlossen wurde. 1906 Eröffnung eines Burgmuseums. In den 1980er Jahren wurden Pläne ausgearbeitet, die „Königin des Saaletals“ bei Unruhen als Internierungslager zu nutzen.

Jena

Ersterwähnung von Jena im Hersfelder Zehntverzeichnis als Liutdraha. 1140 waren die Herren von Lobdeburg Besitzer des Ortes, den sie um 1230 mit Stadtrechten ausstatteten, mit einer Stadtmauer ummauern, Rathaus und Gerichte bauen und Straßen pflastern ließen. Der Weinbau wird zum wichtigen Wirtschaftsfaktor und macht die Bürger reich. Ein Saalehochwasser riss im Juni 1263 etliche Einwohner in den Tod.

1286 Bau eines Dominikanerklosters, 1301 des Zisterzienserinnenkloster bei der Michaeliskirche. In den folgenden Jahrzehnten übernehmen die Wettiner die Macht und erteilen 1332 das Gothaische Stadtrecht. Nach dem Tod von Friedrich dem Strengen 1381 gemeinschaftliche Verwaltung von Jena durch dessen drei Söhne Friedrich der Streitbare, Wilhelm der Reiche und Georg. 1414 Bau des Karmelitenkloster. Weitere innerfamiliären Aufteilungen und Besitzänderungen der Saalestadt.

Ab 1423 zum Kurfürstentum Sachsen, nach der Leipziger Teilung ab 1485 zum neu geschaffenen ernestinischen Kurfürstentum Sachsen. Der Anbau von Waid, Hopfen, Wein und die Bierbrauerei trugen wesentlich zum Wohlstand der Stadt im ausgehenden Mittelalter bei.

1523 predigte der radikale Theologe Martin Reinhardt wider die althergebrachte Ordnung bis er nach Luthers Eingreifen 1524 vertrieben wurde. 1525 Zerstörung des Karmeliten- und Dominikanerkloster durch Bauern und Stadtbewohner. 1536 Vertreibung der Juden aus Jena. 1672 bis 1690 war Jena Residenz des selbständigen Fürstentums Sachsen-Jena, dessen Herzöge im bereits 1471 beurkundeten und 1662 erweiterten Schloss wohnten

Verwirrende und komplizierte Besitzverhältnisse folgten. Amt und Stadt mit Schloss, Burgau und Lobeda, das Amt Allstedt, die Vorwerk Schwabsdorf und Döbritschen kamen nach dem Tod des Herzogs von Sachsen-Jena neben anderen Besitzungen am 12.07.1691 an die ernestinische Linie Sachsen-Eisenach und 1741 an Sachsen-Weimar-Eisenach, bei dem sie bis 1920 blieben. 1548 Gründung der Hohen Schule im Dominikanerkloster, aus der 1558 die Universität Jena hervorging durch Johann Friedrich I. dem Großmütigen. Die Universität war Mittelpunkt der lutherischen Orthodoxie, erlebte nach dem Dreißigjährigen Krieg eine Blütezeit und stand mit 1.800 Studenten zu Beginn des 18. Jahrhunderts an der Spitze aller deutschen Universitäten. 1570 Beginn des Collegium Musicum, das ab 1770 bis ins 20. Jahrhundert die Akademischen Konzerte veranstaltete.

Wirtschaftlicher Niedergang bremst Jena im fortgeschrittenen 18.Jahrhundert aus. Unter der Regierung des Herzogs Carl August und seines Ministers Johann Wolfgang Goethe kommt es zum Aufschwung und einer zweiten Blüte der Universität mit Friedrich Schiller, Johann Gottlieb Fichte, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Am 14. Oktober 1806 Sieg der Franzosen unter Napoleon in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt. 1815 wird die Urburschenschaft in Jena, begünstigt durch die Pressefreiheit im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, gegründet.

Nach 1800 kleinere gewerbliche Betriebe, 1864 Einführung einer Dampfmaschine in einer Spinnerei, 1843 einer Pianofortefabrik. Es folgten 1859 eine Ofenfabrik, 1886 eine Zementfabrik und 1895 eine Messwerkzeugfabrik. 1846 gründete Carl Zeiss eine optische Werkstatt die sich unter maßgeblicher Mitwirkung von Ernst Abbe zum führenden Unternehmen der Feinmechanik und Optik entwickelte.

In den 1930/40er Jahren Vertreibung von Juden, Euthanasie, Zwangsarbeiter und KZ Häftlinge des nahen KZ Buchenwald, Tod und Zerstörung durch amerikanische Bombenangriffe und russische Besatzung. Auch Jena nahm sich aus den dunklen deutschen Jahren nicht aus. Am 15. Oktober 1945 Wiederaufnahme des Lehrbetriebs an der Universität als erste deutsche Universität. 1946 Demontage der Zeiss- und Schottwerke und Verschickung in die UdSSR inklusive von über 300 Spezialisten. Streik und Proteste beim Volksaufstand am 17. Juni 1953. Verhängung des Ausnahmezustandes, sowjetische Panzer und zahlreiche Verhaftungen. Hinrichtung von Alfred Diener am 18.Juni 1953 und langjährige Haftstrafen. Im Zuge des industriellen Wohnungsbaus entstand zwischen 1965 und 1975 das Neubaugebiet Jena-Lobeda-West. Am 4. November 1989 die größte Demonstration auf dem Platz der Kosmonauten in der Stadtgeschichte mit etwa 40.000 Teilnehmern. Abzug der letzten sowjetischen Soldaten am 24.03.1992.

Zwätzen

Ersterwähnung von Zwätzen am 16. September 1182. Zuerst unter der Herrschaft Ludwig des Frommen, wird 1221 ein Hugo, Priester in Zwätzen, Mitglied des Deutschen Ordens, als Besitzer in den Annalen erwähnt.

Zwätzen war von 1221 bis 1809 Verwaltungssitz der thüringischen und vogtländischen Besitzungen des Deutschen Ordens. Stiftung des Gedenksteins auf dem Gutsgelände Richtung Heiligenberg für 46 in der Schlacht bei Jena und Auerstedt gefallene Sachsen durch den letzte Komtur Freiherr von Berlepsch, der 1809 in Lehesten starb. Nach Auflösung der Landkomturei zum Kammergut des Großherzogtums Sachsen-Weimar und ab 1930 Lehr- und Versuchsgut der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1856 Gründung der Ackerbauschule durch Friedrich Gottlob Schulze.