WETZENDORF - WENNUNGEN - KARSDORF

Ein „Karlesdorph“ taucht erstmals 1109 in den Urkunden auf. Auch wenn sich die heutigen Quellen und Angaben widersprechen und ein „Coriledorpf“ erstmals im Hersfelder Zehntverzeichnis 881/899 schriftlich erwähnt wird, so ist die Lage der Siedlung doch bedeutend. Durch eine Furt, die sicher bald durch eine Brücke ersetzt wurde und im Freyburger Erbzinsbuch von 1589 erwähnt wird zieht sich die wichtige Wein- und Kupferstraße von Nürnberg ins Mansfeldische. Doch bereits im Straßenaltlas der Hansestraßen wird diese Frankenstraße nicht mehr erwähnt und die fränkische Gründung besitzt im späten Mittelalter nur noch geringe Bedeutung für den Fernverkehr.

Karsdorf

Zahlreiche Funde in der näheren Umgebung belegen die Besiedlung seit der Jungsteinzeit. Eine Siedlung wurde südöstlich der Dorfkirche St. Laurentius gefunden; ein jungsteinzeitliches Kindergrab mit Muschelschmuck und weitere Hockergräber in unmittelbarer Nähe. Am Katzelanger, etwas mehr als einem Kilometer nordwestlich Wetzendorfer in Richtung Nebra, lassen Feuersteinklingen und Steinbeile auf eine dieser frühen Siedlungen schließen.

Die Bedeutung von Karsdorf wird durch einen hier ansässigen Landgerichtsstuhl unterstrichen. Der Heimatforscher Hermann Größler vermutete eine fränkische Wachstation mitten im Ort, doch die strategisch günstigere “Hohe Gräte“, ein Bergsporn nördlich von Karsdorf, scheint wahrscheinlicher. Zumal die Mansfelder Grafen, die an der Sicherung des Flussüberganges interessiert waren, hier im 14.Jahrhundert eine Wachburg errichten ließen, der an die Edlen Herren von Querfurt überging und dann an die Wettiner fiel. Viel ist heute nicht mehr von diesem Hügelzug, der Teil eines bekannten Weinbaugebietes ist, erhalten geblieben. Die Gegend bietet einen verwüsteten Eindruck, da sie als Rohstoffquelle für das Zementwerk Karsdorf diente. Die Kirchscheidungener Rittergutsbesitzer und Gerichtsherren von Rockhausen stammen aus altem thüringisch-sächsischem Uradel und besitzen auch in Karsdorf von 1428 bis 1608 einen Edelhof. 1589 wird im Ort Volkszählung durchgeführt und 61 Hauswirte, darunter 20 Anspänner und 41 Hintersättler gezählt. Nach dem verheerenden Brand im Jahr 1608, dem neben zahlreichen Häusern und Stallungen auch die neugebaute Kirche, Schule, Brauhaus und Mühle zu Asche werden, lassen die von Rockhausen ihre Güter nicht wieder aufbauen. Am 28 November 1767 wird die Mutter des Komponisten Robert Schumann, Johanna Christiana Schnabel, in Carsdorf geboren, und zwei Tage später in der St. Laurentius Kirche getauft. Im Jahre 1927 wird die Karsdorfer Zement GmbH als Aktiengesellschaft „ Kursachsen - Portland Zement“ gegründet und 1951 volkseigener Betrieb. In den fünfziger und hauptsächlich sechziger Jahren kommt es im „ VEB Zementwerk Karsdorf“ zu zahlreichen Um- und Ausbauphasen. Der Betrieb beschäftigt 1981 etwa 3.200 Menschen und produziert mit 4,6 Millionen Tonnen Zement reichlich ein Drittel der DDR-Zementproduktion. Doch auch die Betriebsleitung weiß, dass „die lufthygenischen Bedingungen in unmittelbarer Umgebung des Betriebes nicht günstig sind“. Mit den politischen Veränderungen 1989 vollzieht sich die Umwandlung vom volkseigenen Betrieb zur Kapitalgesellschaft und bereits im Juni 1990 werden die ersten Verträge zu den Zementproduktionsanlagen zwischen der Altgesellschaft Karsdorfer Zement GmbH und einer Tochtergesellschaft der französischen Firmengruppe Lafarge Coppee abgeschlossen und auf die anbrechenden kapitalistischen Stürme gesund geschrumpft. Die bis zum Dezember 1994 firmierte Karsdorfer Zement GmbH tritt seit Beginn diesen Jahres unter der Dachmarke Lafarge Zement auf.

Mit dem Neubau der Hochgeschwindigkeitsverbindung Berlin–München in den 1990er Jahren im Rahmen des „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit“ begannen im Februar 2006 die Arbeiten an der Unstruttalbrücke bei Karsdorf mit sogenannten Baufeldfreimachungen. Dem voraus gingen langjährige archäologische Untersuchungen im Bereich der Brücke. Die zweigleisige Eisenbahnüberführung der Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle zählt mit einer Länge von 2668 Meter nach der Saale-Elster-Talbrücke als zweitlängste Eisenbahnbrücke in Deutschland.

Wetzendorf

Seit 1957 zu Karsdorf eingemeindet, wird der Ort 1060 erstmals als „Widesendorp“, Dorf eines Widiso, erstmals schriftlich erwähnt. Die Edlen von Wetzendorf, 1061 beurkundet, erscheinen letztmals 1349/50 im Lehnbuch Friedrich des Strengen als Lehnsträger des Markgrafen. Im Mittelalter gehört es zur Herrschaft Wiehe und 1539 zur Herrschaft Beichlingen. Die Herren von Schloß Nebra besitzen im Ort ein Rittergut. Die Unterlagen von 1718 verzeichnen die Genehmigung für Graf Jakob Heinrich von Flemming eine Schenke oder Gasthof „zur Bequemlichkeit der Reisenden“ zu errichten. Mit dem Bau und der späteren Vergrößerung des Zementwerkes wandelt sich das ehemals landwirtschaftliche Siedlungsbild zu einem industriell geprägten. Zwischen 1955 bis 1985 entsteht das „Neue Dorf“ mit Wohnblocks, Einfamilienhäusern, modernen Versorgungseinrichtungen, Schule und einem Klubhaus als Muster sozialistischer Dorfgestaltung. Archäologische Grabungen fördern 1994 ein 3.000 Jahre altes Frauenskelett, welches den Namen „Wetzi“ bekam, zutage.

Wennungen

Karl der Große überträgt die Besitzrechte von unter anderen 30 Hufen „et ibi S(c)lavi manent“ – wo auch Slawen wohnen – dem Kloster Hersfeld. 768 als „Wenninge“ und 830/850 als „Uennigge“ etwa 1150 niedergeschrieben, leitet man den Ortsnamen von seiner Lage an einer Flusswindung ab. Die Edlen von Querfurt werden 1450 mit Wennungen belehnt, und „unsere Männer und Dorfschaft zu Wennungen“ verkaufen sechs wüste Ackerhufen, 45 Hektar, „im Kirchlehn gegen den Heidelberg und Auf dem Rode“ vermutlich als Schafweide oder zur Urbarmachung.