LEUNA SCHKOPAU

Leuna

Eine 6.000jährige Siedlungsgeschichte kann durch Ausgrabungen im Ortsteil Rössen nachgewiesen werden. Bei den seit 1882 stattfinden Ausgrabungen werden Arbeitsgeräte und Schmuck gefunden und die „Rössener Kultur“ wird namensgebend für eine ganze Epoche.

Erste urkundliche Erwähnung der heute zu Leuna gehörenden Ortschaft Ockendorf erfolgt im Hersfelder Zehntverzeichnis um 899. Kaiser Friedrich I. Barbarossa überschreibt 1169 das Dorf Leuna dem Domstift Merseburg.

In den Zeiten der Bauernkriege bekennen sich die Bauern von Leuna zu den 12 Artikeln von Obhausen, unter anderen gegen Steuererhöhungen und willkürliche Enteignung von Wasser, Weideland und Kleinvieh. Im nahen Merseburg haben bereits Bürger und Bauern die sogenannten 16 Merseburger Artikel verfasst, mit denen sie gegen ständig neuen Dienste und Abgaben protestieren. Am 3. Mai 1525 muss Bischof Adolf infolge der Unruhen nach Leipzig fliehen. Fünf Tage später versuchten die Aufständischen, die Domfreiheit zu stürmen. Doch die Proteste werden brutal niedergeschlagen und einen Monat später werden vier Bürger und vier Bauern auf dem Merseburger Markt geköpft.

Während des 30-jährigen Krieges werden zahlreiche Ortschaften um Leuna durch schwedische Truppen niedergebrannt (u.a. Ockendorf, Rössen und Göhlitzsch). Die Kirche im heutigen Ortsteil Ockendorf wird von 1714 im Barockstil eingeweiht. Mit dem 1.Spatenstich für das Leunaer Ammoniakwerk beginnt 1916 die nachhaltige Chemiegeschichte der Region.

Zwischen 1917 und 1927 entsteht für die Arbeiter und Familien der wachsenden Leunawerke unter der Leitung des Architekten Karl Barth die Gartenstadtsiedlung Neu-Rössen mit etwa 900 Gebäuden. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs prosperiert die Siedlung; die Siedlungsturnhalle und die Betriebspoliklinik entstehen 1924, der Kindergarten Sonnenplatz 2 Jahre später. Das Rathaus wird 1925 gebaut, das Gesellschaftshaus 1928, Waldbad und Stadion folgen 1931 und 1932.

Nach dem Ersten Weltkrieg werden an der Saale Benzin und Schmierstoffe produziert und Leuna entwickelt sich während des 2. Weltkrieges zum wichtigen Rüstungsbetrieb. Dadurch gerät Leuna auch in den Fokus der Alliierten und wird heftig bombardiert. Am 15.April1945 besetzen amerikanische Truppen Leuna. Zweieinhalb Monate später übernimmt die Rote Armee die Besatzung und überführt 1946 das Chemiewerk Leuna in die Sowjetische Aktiengesellschaft (SAG) für Mineraldünger.

Das Stadtrecht wird Leuna 1945 anerkannt und in erster Linie von den Generaldirektoren der Leuna-Werke geprägt. Nach dem 2. Weltkrieg werden 1951 das Stadion des Friedens und die Betriebsberufsschule 1957 der Öffentlichkeit übergeben. 1962 das Kunsteisstadion und 1974 die Schwimmhalle.

Nach dem Mauerfall 1989 kommt der Kapitalismus überstürzt an die Saale zurück. Die Ölraffinerie Leuna wird 1992 an den französischen Ölkonzern Elf Aquitaine verkauft, hunderttausende Beschäftigte werden entlassen und arbeitslos. Die Geschichte um den Verkauf der renommierten Anlage, die als Projekt „Leuna 2000“ auf die Marktwirtschaft ausgerichtet wird, kann indessen alle Facetten eines filmreifen Polit-, Wirtschafts- und Gangsterkrimis aufweisen.

Schkopau

Erstmals urkundlich erwähnt wird Schkopau im Jahre 1177. Das heutige Schloss geht vermutlich auf eine Burg der Karolinger aus dem 9.Jahrhundert zurück und wurde als Burg Scapowe im 12.Jahrhundert ausgebaut.

1215, der englische König Johann Ohneland unterzeichnet in Runnymede nach dem Aufstand der Barone die Magna Charta, schenkt Kaiser Friedrich II. die Reichsburg dem Erzstift Magdeburg. Später, 1444, kommt das „hus tu Schapow“ an den Bischof von Merseburg und 1477 an die Familie von Trotha. 1554/58 werden die südlichen Burgteile zu einem Wohnschloss umgebaut und der mittelalterliche Bergfried mit 11 Metern Durchmesser in den Neubau eingepasst. 1732, im Jahr zuvor wurde erst Johann Sebastian Bachs Kantate „Wir danken dir, Gott, wir danken dir“ in Leipzig uraufgeführt, wird mit dem Bau der Dorfkirche begonnen.

Bis zu den Wiener Beschlüssen von 1815 gehört Schkopau zum hochstiftlich-merseburgischen Amt Merseburg, das seit 1561 unter kursächsischer Hoheit steht und zwischen 1656/57 und 1738 zum Sekundogenitur-Fürstentum Sachsen-Merseburg gehört. Nach Wien fällt der Ort an Preußen und wird 1816 dem Kreis Merseburg im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem er bis 1952 gehört.

1830 wird der Nordtrakt des Schlosses nach einem Brand wieder aufgebaut. Das ganze Gebäude wird 1876 im Neorenaissance-Stil umgebaut, in dem es heute als Hotel dient.

Als in den 1930er Jahren die Buna-Werke geplant werden, stehen die Standorte Döllnitz oder Schkopau zur Disposition. Forciert wird die Entscheidung zugunsten von Schkopau durch die guten Kontakte derer von Trotha, die ihr Land an die I.G. Farbenindustrie AG verkaufen und sich so finanziell sanieren können. Die Gründung der Buna-Werke GmbH in Schkopau 1936/1937 drückt der Region für immer ihren Stempel auf. Das weltweit erste Synthesekautschuk-Werk wird industrieller Vorreiter und stellt eine Vielzahl weiterer chemischer Produkte her. Die Buna-Werke, kriegswichtiger Lieferant, wird im Juli und November 1944 Ziel der US-Luftwaffe und heftig bombardiert. Die Stadt Schkopau bleibt von den Angriffen auf das benachbarte Werk nicht verschont und ebenfalls stark zerstört.

Am 12. April 1945 wird das Werk endgültig stillgelegt und zwei Tage darauf von US-Truppen besetzt. Die Amerikaner nehmen 25 Wissenschaftler und Techniker, sowie alle wichtigen technischen Unterlagen, Verfahrensbeschreibungen und Dokumente, Patente und Edelmetalle als Kriegsbeute mit. „America First“. Ab Juli 1945 erfolgt die Übergabe des Werkes und der Region entsprechend den Verhandlungen von Jalta an die Rote Armee. Im Zuge der Bodenreform wird die Familie von Trotha enteignet.

„Plaste und Elaste aus Schkopau“: in der DDR sind die Bunawerke Zentrum der Chlorchemie mit Carbidherstellung, welches zur Herstellung von Acetylen dient, aus dem durch Nachverarbeitung eine Vielzahl weiterer chemischer Produkte gewonnen werden. Nach der Wiedervereinigung werden die Einrichtungen maßgeblich von der Firma Dow Chemical Company übernommen.