SCHLOSS LODERSLEBEN

Internatsschule Lodersleben
Klassentreffen zum Loderslebener Heimatfest
* Erstveröffentlichung: Mitteldeutsche Zeitung April 2003

“Zweihundert Schemel wurden gerückt. Zweihundert Gymnasiasten standen lärmend auf und drängten zum Portal des Speisesaals. Das Mittagessen im Kirchberger Internat war zu Ende“ schrieb Erich Kästner 1933 und katapultierte seine Leserschar direkt hinein in sein “fliegendes Klassenzimmer“.

Genau zwanzig Jahre später, am 01.September 1953, drängten sich in die Räume des Loderslebener Schlosses die ersten Oberkläßler der Loderslebener Internatsschule. Ein halbes Jahrhundert darauf soll ein „einmaliges Schülertreffen ehemaliger Internats- und Fahrschüler“ diejenigen wieder zusammenbringen, die in ihrem Internat unter einem Dach lebten, für das Leben lernten und Schwierigkeiten gemeinsam aus dem Weg räumten. Und in Lodersleben für zwei Jahre ihr eigenes “fliegendes Klassenzimmer“ fanden.

Der Grund für die Internatsgründung im Dorf lag in der akuten Platzproblematik der Querfurter Schulen. “Durch die zahlreichen Umsiedler aus den ehemals ostdeutschen Siedlungsgebieten waren die Räume über 50% überbelegt“, konstatierte Dieter Nowak im Gespräch mit der MZ. Der heute 63jährige gehörte zum zweiten Jahrgang in Lodersleben und ist der Initiator des für den 05.Juli geplanten Klassentreffens. Der ehemalige Lehrer hatte sich vor einigen Jahren auf die Suche nach der Geschichte des Internats Lodersleben gemacht. Zahlreiche Stunden in Archiven, lange Gespräche mit dem Ortschronisten und die eigene Beharrlichkeit stehen dem detaillierten Wissen Nowaks voran. Auch wenn noch nicht alle Fragen restlos geklärt sind. Nowak sieht im 50.Gründungsjahr einen guten Grund, die Schule in das Bewußtsein und die “Ehemaligen“ nach Lodersleben zurückzuholen.

Doch zurück zu den Anfängen. Das Jahr 1953 war turbulent genug. Am 05.März ging mit Stalins Tod eine Ära dem Ende zu, die ihren dichten Mantel über die DDR geworfen hatte. Im Juni kam es zum Volksaufstand und im Westen Deutschlands endeten die Verhandlungen der vier Siegermächte über die deutsche Wiedervereinigung ohne Ergebnis.

Vor diesem Hintergrund war Adolf Polomski eifrig bemüht, im Loderslebener Schloß eine Oberschule mit Internat einzurichten. Nach der Gründung wurde Polomski Direktor der Schule und übernahm selbst die Leitung des Internats. In jedem Schuljahr gab es eine Klasse. Bis zu 20 Jungen und Mädchen aus der weiteren Umgebung. Die Entfernung zu den Heimatorten wie Weißenschirmbach, Steigra, Rothenschirmbach oder Schraplau machte die Unterbringung vor Ort notwendig.

Polomski hatte weitreichende Vorstellungen mit der Internatsschule. 1955 wurde die Lehranstalt zur Mittelschule umgestaltet. Neben den üblichen Unterrichtsfächern wie Physik (Rudolf Wiehart), Biologie (Otfried Deckert) oder Russisch bei Hugo Bieber riefen die Lehrer zusammen mit den 14- und 15jährigen ein vielseitiges und buntes Freizeitangebot ins Leben. Ein Mandolinorchester wurde gegründet und Bienen gezüchtet. Theaterbesuche in Dessau gehörten zum Programm und Exkursionen in den nahen Forst. Zusammen mit Sportlehrer Jochen Rutzka wurde 1956 ein Volleyballplatz gebaut. Selbst beim Bau des Loderslebener Freibades halfen die Jungen und Mädchen mit. „Es waren die schönsten Jahre“, bekannten viele Internatsschüler.

Polomski hatte weitreichende Vorstellungen mit der Internatsschule. 1955 wurde die Lehranstalt zur Mittelschule umgestaltet. Neben den üblichen Unterrichtsfächern wie Physik (Rudolf Wiehart), Biologie (Otfried Deckert) oder Russisch bei Hugo Bieber riefen die Lehrer zusammen mit den 14- und 15jährigen ein vielseitiges und buntes Freizeitangebot ins Leben. Ein Mandolinorchester wurde gegründet und Bienen gezüchtet. Theaterbesuche in Dessau gehörten zum Programm und Exkursionen in den nahen Forst. Zusammen mit Sportlehrer Jochen Rutzka wurde 1956 ein Volleyballplatz gebaut. Selbst beim Bau des Loderslebener Freibades halfen die Jungen und Mädchen mit. „Es waren die schönsten Jahre“, bekannten viele Internatsschüler.

„Die Ausbildung an der Schule wies ein hohes Maß an Qualität auf“. Die breite Allgemeinbildung und das Vermögen der Lehrer, den Blickwinkel dieser Nachkriegsjugend u.a. auch für Kunst und Kultur zu schärfen, waren prägend für den weiteren Lebensweg. Die Schulabgänger wurden Ärzte, Lehrer oder schlugen eine Ingenieursausbildung ein. Oder wurden angesehene Meister in ihren Berufen.

Mit der Einführung flächendeckender Schuleinrichtungen – Polytechnischer Oberschulen – wurde die zentrale Internatsschule Lodersleben überflüssig. Im Jahr 1962 schlossen sich die Tore des Schlosses hinter der letzten Schulklasse für immer.

Das Programm zum Klassentreffen sieht eine gemeinsame Besichtigung des sich heute in privater Hand befindlichen Schlosses ab 10:30Uhr vor. Bereits eingeladen zur Feier – in Lodersleben findet zeitgleich das Heimatfest statt – sind Lehrer und einige “Ehemalige“. “Alle Schulabgänger  allerdings konnte ich bisher nicht erreichen“. Nowak setzt zudem auf den Erfolg einiger Internatsschüler aus anderen Jahrgängen, die ihn bei der Suche unterstützen. Und würde sich auch freuen, diejenigen in Lodersleben begrüßen zu können, die bisher nicht erreichbar waren.