MALTA
KREUZRITTER, POPEYE UND DER MALTESER FALKE
Hafen von Marsaxlokk

Die bunten Fischerboote prägen die Hafenszenerie. Der Ort ist ein kleines Mekka für alle Fischliebhaber, da im Laufe des Vormittages der frische Fang im Hfen angeboten wird.

Öffentlicher Nahverkehr

Seit den 1950er Jahren im Einsatz, wurden die Oldtimer-Busse lange als Postkartenmotiv und Touristenattraktion gepflegt. Doch seit dem Sommer 2011 werden die alten Umweltsünder gegen moderne Busse ausgetauscht, auch wenn so immer mehr Nostalgie verschwindet.

„Der Malteser Falke“ war Archetyp des klassischen Kriminalfilms schlechthin und begründetet mit einigen anderen Filmen den Beginn des „Film noir“. Der Krimi um den Privatdetektiv Sam Spade dreht sich um eine wertvolle, mit Edelsteinen besetzte Goldstatuette aus dem 16. Jahrhundert, die Malteser Ritter dem spanischen König stiften wollten und die zum Zweck der Tarnung schwarz bemalt wurde, der Malteser Falke.

Malta war für mich der Inbegriff einer alten Kreuzfahrerhochburg, von Bildungsurlaub und Englischunterricht und des Malteser Falken. Das Schnorcheln eine der liebsten Urlaubsaktivitäten ist, erfuhr ich erst während meines Aufenthaltes auf dem Archipel. Denn genau genommen verteilt sich das Hoheitsgebiet der Republik auf die drei Inseln Malta, Gozo und Comino sowie auf die unbewohnten Inseln Cominotto, Filfla, St. Paul’s Islands und Fungus Rock.

Ich hatte ein kleines gemütliches Hotel in der Mellieha Bucht bezogen und unternahm von dort aus meine Touren über die Inseln. Einer der wenigen Sandstrände der Minirepublik lag direkt vor meinem Hotelzimmer. Auf der anderen Seite der Insel an der Anchor Bay hatten die Traumproduzenten von Hollywood 1980 ein Fischerdorf für den Film Popeye erbaut, welches trotz des damaligen Kinoflops heute eine Attraktion der Insel ist. Um ins Dorf zu kommen, wählte ich einen schmalen Trampelpfad zwischen den Gemüsegärten der Malteser. Bemalte Pick-ups  standen vor den mit einem Flachdach gedeckten Grundstücken und erinnerten mich an die Farbenpracht pakistanischer Nutzfahrzeuge. Ein Bauer, der mich auf dem Rückweg überholte, schenkte mir einige frische Pfirsiche und trug voll Stolz seine reiche Ernte zum Wagen. Das größte Problem Maltas ist seine ständige Wasserarmut, welches immer noch nicht gelöst ist. In den heißen Sommermonaten ist die Insel weiterhin auf ausländische Hilfe angewiesen, die sich in der Wasserlieferung sizilianischer Tanker widerspiegelt.

Ich nutzte ausgiebig den öffentlichen Straßenverkehr mit seinen gelben Oldtimer-Bussen. Mdina, die alte Hauptstadt der Insel war ein Ort der herrlichen Aussichten, engen Gassen und der Stille. Der Reiseführer bekam Recht und ich fühlte mich in die Zeit der Kreuzritter zurückversetzt. Malta erlebte seine Blüte unter der Herrschaft des Malteserordens, der heute als Johanniterorden firmiert. Ich fuhr hinunter zu den Dingli-Klippen und fand im Buskett Garden die Nähe zum Malteser Falken. Das es diesen Falken in Wirklichkeit nie gegeben hatte und er nur der Aufhänger eines guten Kriminalromans war, fand ich erst damals heraus. Historisch bewiesen ist jedoch die lange Falknertradition, die ihre Ursprünge im Mittelalter hat. Die Jahrtausende alte Tempelanlage von Hagar Quim lag im gleißenden Sonnenlicht und hielt mich nicht lange fest. Ich löste einige maltesische Lira und fuhr mit einem schmalen Fischerboot zur blauen Grotte. Der Touristennepp war nett anzusehen, jedoch nicht den Hype wert.

Marsaxlokk, die Stadt der bunten Fischerboote lockte mit einem Fischmarkt und kalten Austern. Die hölzernen, teils mit Augen verzierten Boote werden auf Malta Luzzus genannt und sind seit jeher die Attraktion der Inseln. Valletta, die Hauptstadt, hielt mit ihren Festungsanlagen und dem Barrakka Garten, dem weiten Hafengelände, den engen, bergauf-, bergab führenden Gassen und den original erhaltenen Hospizen reiche Verschnaufpausen und Abwechslungen.

Die kleine Nachbarinsel Gozo ist für die meisten Inselbesucher das schnorchel- und Taucherparadies schlechthin. Ich interessierte mich lediglich für das „Azure Window“, welches durch die Naturgewalten in die Felsen getrieben wurde. In sengender Mittagshitze wartete ich auf den Rückreisebus und machte mir meine Notizen über die Malteser Siesta. Comino, das eiland zwischen Gozo und Malta, behielt ich aufgrund seiner türkisblauen Lagune, den produktiven Salzgewinnungsanlagen und einem tüchtigen Sonnenbrand in Erinnerung.

In späteren Jahren sollte ich mich immer wieder an Malta aufgrund seiner vielfach angebotenen Englischkurse erinnern. Ich brachte eines Tages meinen Chef darauf, dass jedem deutschen Arbeitnehmer fünf Tage Bildungsurlaub im Jahr zustehen. Knurrig und missmutig genehmigte er die wenigen Bildungstage und gönnte sich jedoch jedes Folgejahr fünf sonnige Tage auf der Malta. Doch nun, wie pflegte Humphrey Bogard zu sagen: „Man muss dem Leben immer um mindestens einen Whisky voraus sein.“

Comino

Die balue Lagune trägt mit ihrem türkisblauen, klaren Wasser ihren Namen völlig zu Recht.

Valletta

Auf faszinierende und skurrile Zeugnisse des Johannitterordens trifft man in der ganzen Stadt.

Kriegsmuseum Valletta

Maltas lange Geschichte ist geprägt von Phöniziern, Römern, Johannitern, Franzosen und Briten.