MANSFELD

Kommt der März ins Land, sorgen sich die Mansfelder Bergarbeiter nicht nur um ihr Gedinge auf den Schächten. Sie verhandeln bei Monatsbeginn zwar genauso heftig mit den Gedingefahrsteigern um den Schichtlohn wie im Februar, aber sie haben noch viele andere Sachen im Kopf. Das bringt der März so mit sich. Im Frühjahr, sowie die Märzsonne den Boden erwärmt, müssen sie sich um ihre Pachtäcker sorgen. Sie tun es umsichtig, fast noch umsichtiger, als sie jeden Monat den erbitterten Streit um ihren Lohn führen. Für sie hängt sehr viel daran. Die Pachtäcker sind ein Stück Lohn und Brot; die Mansfelder Kupferschieferbauende Gewerkschaft hat, wenn man es genau besieht, dieses Pachtland zu einem Gedingebestandteil gemacht; es schirrt die Menschen in ein Doppeljoch.“*
*Auszüge aus Märzstürme, Otto Gotsche, Volkseigener Verlag Berlin 1977)

Ouvertüre - Rotes Mansfeld

„Arbeiter Mansfelds!
Die Reaktion hat ihre Drohung wahr gemacht. Eure friedlichen Wohnstätten sind Aufmarschgebiet der weißen Garden geworden. Das Mansfelder Land wurde mit Schutzpolizei überschwemmt. Die Polizei kam mit MGs und Handgranaten. Jeder erkennt, was dahinter verborgen ist. Das ist planmäßiger, organisierter Überfall auf eine friedliche Bevölkerung. Es ist der Anfang der weißen Kampagne. Wir Arbeiter weigern uns, unter Polizeiaufsicht zu arbeiten. In Mansfeld herrscht Ruhe. Unruhe brachten erst die entsandten Truppen. Nach Berlin kamen München und das Ruhrgebiet; jetzt sollen die Mansfelder Arbeiter niedergemetzelt werden. Mansfelder Arbeiter! Ihr seid keine Sklaven. Benutzt Eure Macht zur Abwehr dieses Anschlages. Hier muß der Generalstreik einsetzen. Alle Räder müssen stillstehen, bis die Polizeitruppen aus Mansfeld verschwunden sind. Arbeiter! Ihr habt die Macht in Eurer Hand! Benutzt sie zur rechten Zeit! Mansfelder Kreisgewerkschaftskartell, VKPD, KAPD, Der zentrale Aktionsausschuß.“*

Geschichtlicher Abriss I

973 erste urkundliche Erwähnung der Stadt Mansfeld

1050 wird Hoyer von Mansfeld, Graf im Hassegau, als erster Mansfelder namentlich erwähnt. Hoyer von Mansfeld war mit Christiane von Sangerhausen, eine Tochter des sächsischen Grafen Siegfried III. Hoyer gilt als Ahnherr der Familie von Mansfeld. Sein Sohn Hoyer I. führte als erster seiner Familie den Titel Graf von Mansfeld. Als Feldherr Kaiser Heinrichs V. fiel er 1115 in der verlorenen Schlacht am Welfesholz, einer Siedlung bei Hettstedt. Sieben Jahrhundert später schrieb Theodor Körner über die Schlacht in der Sage Graf Hoyer von Mansfeld oder die Schlacht am Welfesholze.

1069 werden die Mansfelder von Kaiser Heinrich IV. zu Gaugrafen im nördlichen Hassegau ernannt, als Amtsnachfolger der Wettiner, die sich gegen den Kaiser aufgelehnt hatten.

1199 entdecken der Sage nach die Bergknappen Nappian und Neucke am Kupferschieferberg in Hettstedt Kupfererz und begründen Bergbau und Hüttenwesen im Mansfelder Land. 1215 verleiht Kaiser Friedrich II. den Mansfelder Grafen das Bergrecht (Bergregal).

1229 stirbt mit Graf Burkhardt III der letzte männliche Mansfelder. Die Grafschaft geht an Burchardt III. von Querfurt, den Mann seiner ältesten Tochter Sophie, der den Titel Graf und Herr zu Mansfeld sowie alle Besitzungen annimmt.

1400 erhält Mansfeld Stadtrechte. Die Entwicklung des Ortes wird durch die Kupfer- und Silbergewinnung geprägt. Der Vater von Martin Luther, Hans Luder, kommt 1484 als Hüttenmeister in die Bergbaustadt. Luther verlebt hier seine Kindheit und besucht 1488 bis 1496 die Schule, deren Standort urkundlich belegt ist.

1501 kommt es nach dem Tode Volrads III. zur Erbteilung der Mansfelder Grafschaft. In Folge entstehen die drei Schlösser Vorderort, Mittelort, Hinterort auf dem Burgberg.

1509 vernichtet ein großes Feuer weite Teile der romanischen Burganlage

Ab 1517 wird durch den Schloßneubau Erweiterung und Befestigung der Anlage notwendig, die unter Leitung von Matern Harder aus Nürnberg durchgeführt wird.

Ab 1549 erfolgt unter Leitung des Festungsbaumeisters Christoph Stieler aus Magdeburg der weitere Ausbau des Befestigungswerkes. Die Anlage gehört im 16. und 17. Jahrhundert zu einer der stärksten Befestigungen in Deutschland.

Ab 1525 spaltet die protestantische Lehre des Martin Luther die Familie der Mansfelder Grafen im Glauben. Während die Mitglieder der Vorderorter Linien, besonders Hoyer VI. von Mansfeld, dem katholischen Glauben treu bleiben, führen die waren die Mittelorter und Hinterorter Linien, Gebhard VII. und sein Sohn Jobst I. und Albrecht VII. 1525 das evangelische Bekenntnis in ihren Besitzungen ein – ein heillos territoriales und kriegerisches Durcheinander. 1530 gehören Jobst I. und Albrecht VII. zu den Unterzeichnern des Augsburger Glaubensbekenntnisses und ließen doch die Bauernaufstände, die große Teile der Mansfelder Grafschaft verwüsteten, blutig und gnadenlos niederschlagen.

Im Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648 wird die Anlage mehrfach belagert, 1639 an die Schweden übergeben und 1674 durch die sächsischen Kreisstände beschlossen „das Haus zu demolieren“

1674 erfolgt von Mai bis November die Sprengung der Festungsanlage durch über 400 Bergleute aus den Freiberger und Mansfelder Revieren. Die Schlösser verfallen in der Folgezeit

Am 31.März 1780 verunglückt 1780  der letzte Mansfelder Graf Josef Wenzel Nepomuk von Mansfeld-Vorderort-Bornstedt und das Lehen fällt an Kursachsen und Preußen als Nachfolger des Erzbistums Magdeburg

Intermezzo - Reise über Mansfeld

Im September 1805 brach Joseph von Eichendorff, der in Halle Philosophie und Rechtswissenschaft studierte, zu einer Reise an die Nordsee auf. Den ersten Abend seiner Reise, die er in einem Tagebuch festhielt, verbrachte er in Mansfeld. „Gegen fünf Uhr Abends erreichten wir das miserable Mansfeld. Wie unangenehm überraschte uns gerade hier die niederschlagende Erklärung des Postmeisters, daß wir hiesigen Ort vor künftigen Morgen ohnmöglich Pferde erhalten können. Gezwungen also, die Nacht hier zuzubringen, bestiegen wir den nahen Lindberg, der sich gleich neben der Stadt über Bergen von Schlacken erhebt, und siehe – unser Mißvergnügen löste sich in einem herrlichen Genuß des schönen Abends auf. Ernst und schauerlich schauten die alten Ruinen der Burg Mansfeld, der Schloßhof, die Kirche, die Zitadelle, die Ringmauern mit ihren Ziergärten etc. aus vergangenen Zeiten in unsere Seele; zu unseren Füßen das Städtchen mit seinen roten Ziegeldächern und ein unübersehbares, lachendes Tal, zur Seite die Anfänge des dunklen Harzes, rings um uns ein lieblicher Park. Das schöne Burgfräulein und ihr niedlicher Knicks nicht zu vergessen.“ (aus: Joseph von Eichedorff, Gesammelte Werke, herausgegeben von M.Häckel, Berlin 1962)

Geschichtlicher Abriss II

1807 weist Napoleon Mansfeld dem Königreich Westphalen seines Bruders Jérôme zu. Die Stadt gehört somit zum Distrikt Halle im Saale-Departement. Nach dem Wiener Kongress wird der Mansfelder Seekreis im Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen zum 1. Oktober 1816 eingerichtet, dem die Stadt Mansfeld zugeordnet wird.

1859 erwirbt der Freiherr Carl Adolf von der Recke den Schlossberg mit den darauf befindlichen Ruinen und lässt für sich und seine Familie ein Wohnhaus im gotischen Stil errichten.

1945 verlässt die Familie von der Recke das Schloss.

1946 fällt im Zuge der Bodenreform das Schloss an das Land Sachsen-Anhalt

1947 wird das Schloss der evangelischen Kirche als „Luther-Traditionsstätte“ für die Nutzung durch das Evangelische Jungmännerwerk (heute Christlicher Verein Junger Menschen - CVJM) übergeben

1996 erhält Manfeld den Zusatz“ „Lutherstadt“.

Am 24. Mai 1997 wird der Förderverein Schloss Mansfeld e.V. gegründet.

1999 wird der Förderverein Eigentümer von Schloss Mansfeld.

Finale - Das Rote Mansfeld

„Über die alten Halden zog wieder der dunkle Rauch der Hüttenwerke. Auf den hohen Fördertürmen kreisten die Räder und hoben Lasten zutage. Der Pflug brach die braune Ackerkrumme auf, Saat keimte, schüchtern durchstießen grüne Spitzen die Scholle, über den sanften Hügeln stiegen Lerchen hoch, gaukelten Falter, summten Bienen. Ganz Mitteldeutschland stand in Flammen. In Halle, Ammendorf, Querfurt, Merseburg, in Leuna und im Geiseltal griffen die Arbeiter zu den Waffen. Das riesige Leunawerk wurde von den Arbeitern besetzt. Die Chemiearbeiter übernahmen ihren Betrieb selbst und verwandelten ihn in einen starken Stützpunkt. Im Besitz der Werkarsenale gingen sie daran, gepanzerte Fahrzeuge auszurüsten, und hielten gleichzeitig große Teile der Produktion aufrecht. Inzwischen jagte Hörsing von der noch offenen nördlichen Seite immer neue Polizeibataillone in das Kampfgebiet. Bis Halle vorstoßend  und dann auf die nach Westen führende Kasseler Bahnstrecke einschwenkend, stießen die frischen Formationen bei Teutschenthal auf den ersten Widerstand der Arbeiter. Die schwachen Kräfte der Teutschenthaler konnten den Ansturm der festgefügten, mit allen erdenklichen Waffen ausgerüsteten Truppenmacht nicht standhalten. Wieder machte sich das Fehlen einer einheitlichen militärischen Zentralleitung bemerkbar. Die schlecht bewaffneten Schützenlinien der Arbeiter wurden in südlicher Richtung zurückgedrängt. Am Abend stießen die Polizeitruppen entlang der Bahnstrecke in Richtung Eisleben in dichten Kolonnen durch.“*