MISTELN

Schmarotzer und Heilmittel mit langer Tradition*

* Erstveröffentlichung: Mitteldeutsche Zeitung 1997

Schon die alten Druiden verwendeten Misteln zur Herstellung von stärkenden Tränken und Mitteln. Selbst für den Gallier Miraculix war die Mistel wichtiger Bestandteil seines Zaubertranks. Die Mistel gehört zur Gattung der  immergrünen Halbschmarotzersträucher der Familie der Mistelgewächse. Besonders deutlich ist der gabelästige, fast kugeliger Strauch in den Wintermonaten auf den entlaubten Wirtspflanzen zu erkennen.

Viscum album - die Laubholzmistel - findet in Pappeln, Linden, Birken und Weiden Wirte; Viscum laxum - die Nadelholzmistel ist u.a. Schmarotzer auf Waldkiefer und Fichte. Misteln besitzen weiße Beeren. Von Vögeln auf andere Bäume übertragen, bildet der Samen eine Haftscheibe, von der aus die primäre Saugwurzel in die Rinde eindringt. Anschließend ist es den sekundären Senkern möglich, in das Holz vorzudringen. Die Grundlage dieses Parasitismus besteht darin, daß den Wirtspflanzen durch die Misteln Wasser und Mineralstoffe entnommen werden.

In der Medizin werden Mistel-Extrakte durch den enthaltenen Wirkstoff Lektin zur Förderung der Abwehrbereitschaft des Immunsystems genutzt. Eine besondere Rolle spielt die Mistel, deren Blätter im Winter gelblich schimmern, im englischen Weihnachtsbrauchtum und ist auf keltischen Ursprung zurückzuführen. So wird in der Vorweihnachtszeit ein Mistelzweig über dem Türrahmen aufgehangen und dient auf diese Weise dem sich darunter küssenden Pärchen als handfestes Liebes- und Eheversprechen. Nebenbei geben Mistelzweige noch ein wunderschönes dekoratives Bild in der heimischen Wohnung.