WEIMAR

Weimar… liegt im Südosten des Thüringer Beckens, südlich vom großen Ettersberg, im Tal der Ilm. Als „Stadt der Klassik“ ist Weimar ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald erinnert an den heldenhaften Widerstandkampf der von den Faschisten in das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald aus ganz Europa zusammengetriebenen Häftlingen. Heute ist Weimar eine Stätte der Pflege und Wahrung des nationalen Kulturerbes, Sitz der Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur und bedeutende Hochschul- und Industriestadt. (Axel Besteher-Hegenbart, Peter Gärtner: Reisebuch DDR. Unterwegs zwischen Oder und Elbe)

Über die Kulturstadt an der Ilm schreiben Axel Besteher-Hegenbart und Peter Gärtner im „Reisebuch DDR“:

"Als Siedlungsplatz der Altsteinzeit … seit alters her Stätte menschlicher Ansiedlung, wird es als „Wimares“ 975 durch Otto II. erstmals urkundlich genannt: um 1520 erfolgte die planmäßige Anlage des Ortes, dem 1348 die Stadtrechte verliehen wurden. 1372 in wettinischen Besitz übergegangen, wurde Weimar ab 1382 bevorzugte Residenz, 1485 wurde sie ernestinisch, seit 1547 war sie Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Weimar. Es folgte eine Periode reger Bautätigkeit und ein Aufschwung des kulturellen Lebens: 1617 Gründung der „Fruchtbringenden Gesellschaft zur Förderung der deutschen Sprache ..., 1650 Gründung der Hofkapelle; 1696 wurde im Schloß die erste deutsche Opernbühne eingeweiht, später wurden die Hofbibliothek und die Gemäldesammlung aufgebaut. Von 1708 bis 1717 wirkte Johann Sebastian Bach als Hoforganist und Konzertmeister in Weimar.

Weimars klassische Periode begann 1758 mit dem Regierungsantritt der Herzogin Anna Amalia, die 1772 Christoph Martin Wieland als Prinzenerzieher an den Hof holte. Ihr Sohn Carl August lud 1775 Johann Wolfgang Goethe ein, der hier als leitender Minister wirkte. Die Ausstrahlungskraft seiner Persönlichkeit und sein Ruf als gefeierter Dichter übten großen Einfluß auf das gesamte Herzogtum aus.

Die Tätigkeit des Schriftstellers und Theologen Johann Gottfried Herder sowie Friedrich Schillers Freundschaft zu Goetheführten zu jener schöpferischen Phase in der literarischen Entwicklung, der Weimar den Ruf als „Stadt der Klassik“ verdankt. Als angesehenes geistig-kulturelles Zentrum im Deutschland des 19. Jahrhunderts wurde es Wohnsitz bedeutender Maler, Schriftsteller und Musiker. Der Einfluß aufgeklärter bürgerlicher Persönlichkeiten zeigte sich unter anderen in der 1816 eingeführten Verfassung des Großherzogtums, der ersten in einem deutschen Kleinstaat.

Die Weimarer Kunstschule wurde 1860 gegründet, die später als Kunstgewerbeschule von 1902 bis 1914 unter der Leitung von Henry van de Velde stand. 1919 wurde von Walter Gropius das „Staatliche Bauhaus“ gegründet. Im Weimarer Nationaltheater tagte als verfassungsgebendes Organ die deutsche Nationalversammlung, die 1919 die Verfassung der „Weimarer Republik“ annahm. 1920 wurde Weimar Hauptstadt des aus zahlreichen kleinen Herrschaften gebildeten Landes Thüringen. Im August 1932 kam es zur Einsetzung einer faschistischen Landesregierung, nach der Machtergreifung durch die Faschisten 1933 wurde Weimar „Gauhauptstadt“ Thüringens. In unmittelbarer Nähe der Stadt errichteten die Faschisten das Konzentrationslager Buchenwald.

Im Zeitraum von 1948 bis 1952 wurden die Ministerien des Landes nach Erfurt verlegt. Heute ist Weimar Kreisstadt des gleichnamigen Kreises. Die Stadt ist Geburtsort der Söhne Johann Sebastian Bachs: Friedemann und Emanuel; der Freundin Goethes: Charlotte von Stein; des Bühnendichters August Kotzebue; des Sagen- und Märchensammlers Ludwig Bechstein sowie des Industriellen Carl Zeiß.“