RUDELSBURG UND SAALECK

"Dort Saaleck, hier Rudelsburg, und unten tief im Tale, da rauscht zwischen Felsen durch, die alte liebe Saale; und Berge hier und Berge dort, zur Rechten und zur Linken, die Rudelsburg, das ist ein Ort, zum Schwärem und zum Trinken.“ (Hermann Ludwig Allmers, 1845)

„Burg Saaleck, die um 1140 erstmals erwähnt wurde, hat zwei romanische Bergfriede, die durch Schildmauern miteinander verbunden sind. Mit der mächtigeren Rudelsburg, von der der Palas, Reste anderer Wohngebäude, Teile des Torhauses und der quadratische Bergfried erhalten blieben, bildete sie eine Sperrbefestigung an der Saale. Beide Burgen gehörten zeitweilig in die Oberhand der Naumburger Bischöfe.“*

An der Saale hellem Strande

In einer Urkunde aus dem Jahre 1271 werden zwölf castellani (Burgmannen d.R.) in Ruthleibisberch, namentlich genannt. Östlich der Burg bestand spätestens zu dieser Zeit eine Siedlung. Das ausgedehnte Areal der Vorburg war im Westen, Süden und Osten mit Ringmauer, Graben und Wall befestigt und besaß zwei Tore.

„Einst zum Schutz der Stadt Naumburg erbaut, nutzten diesen Spähposten im ausgehenden 13. und 14.Jahrhundert ein paar Raubritter. Schon von weitem konnten sie ihre Opfer ausfindig machen: die ahnungslosen Kaufleute, die mit ihren hochbeladenen Karren zur Naumburger Messe wollten oder die Bauern und Winzer, die ihre Ernte einbrachten.“*

Über „Die letzten Rudelsburger“ und ihr Ende durch die Naumburger Bürger im 14.Jahrhundert schrieb Paul Schreckenbach, Sproß einer Pfarrerfamilie aus Thüringen,um die Jahrhundertwende des 20.Jahrhunderts. Historisch verbürgt ist die Belagerung der Rudelsburg zwischen dem 22. April und dem 30. Juli 1348 durch die Bürgerschaft der Stadt Naumburg unter ihrem Capitaneus Johann von Trautzschen im Rahmen einer Fehde mit dem Edlen Curtefrund die Rudelsburg. Das Ausmaß der Zerstörungen lässt sich nicht beschreiben. Vermutlich waren insbesondere die Wohnsitze der Kastellane und der Burgmannen in der Vorburg betroffen. Im Sächsischen Bruderkrieg wurde die Rudelsburg 1450 erneut belagert und ein zweites Mal zerstört. Die innere Burg wurde dabei eingeäschert; nach der Teilung der wettinischen Lande wurde die Rudelsburg 1485 der albertinischen Linie zugeschlagen. 1640 wurde die Rudelsburg von den Schweden niedergebrannt. Nach dieser dritten und letzten Zerstörung wurde die Anlage am 14. April 1641 von den Bewohnern endgültig verlassen.

„Viele kriegerische Auseinandersetzungen hat es in allen Jahrhunderten um diese Burgen gegeben, von denen nach dem Dreißigjährigen Krieg nur Ruinen übriggeblieben sind. Diese entdeckten im 19.Jahrhundert die Romantiker für sich und machten sie ganz im Gegensatz zu dem, was sich wirklich dort ereignet hatte, zum Idealbegriff mittelalterlicher Ritterlichkeit. Unter dem verklärten Blick in die reizvolle Landschaft wie in die Vergangenheit dichtete der Student Franz Kugler im Jahre 1826 auf der Rudelsburg sein bekanntes Lied vom hellen Strand der Saale.“*

„An der Saale hellem Strande / stehen Burgen stolz und kühn / Ihre Dächer sind zerfallen, / und der Wind streicht durch die Hallen, / Wolken ziehen d´rüber hin.

Zwar die Ritter sind verschwunden, / Nimmer klingen Speer und Schild; / Doch dem Wandersmann erscheinen / In den altbemoosten Steinen / Oft Gestalten zart und mild.

Droben winken schöne Augen, / Freundlich lacht manch roter Mund, / Wand'rer schaut wohl in die Ferne, / Schaut in holder Augen Sterne, / Herz ist heiter und gesund.

Und der Wand´rer zieht von dannen / Denn die Trennungsstunde ruft / Und er singet Abschiedslieder / Lebewohl tönt ihm hernieder / Tücher wehen in der Luft.“

Im 19. Jahrhundert avancierte der Bergspron über der Saale zum Treffpunkt romantisch gesinnter Wanderer, besonders der Studenten aus Jena, Leipzig und Halle. Die Attraktivität der Burg wurde durch die Bewirtung derart gesteigert, dass im Jahre 1827 der Landrat des Stadtkreises Naumburg beim Gutsbesitzer Friedrich von Schönberg anfragen ließ, ob es nicht möglich sei, die Burg offiziell für Besucher zu öffnen. Ostern 1827 richtete Gottlieb Wagner die erste Schenke auf der Burg ein.

Seit 1848 führte der Kösener Senioren-Convents-Verband alljährlich seine Pfingsttagungen auf der Burg durch. Der Verband kümmerte sich in den folgenden Jahren um die Instandhaltung der Anlage. 1869 schrieb der Kunsthistoriker und preußische Staatskonservator Ferdinand von Quast: „Die Rudelsburg gehört mit der ihr räumlich so nahe stehenden Burg Saaleck unzweifelhaft zu denjenigen Burgruinen Deutschlands, welche in dem Bewußtsein namentlich der Norddeutschen, den Ideal-Begriff der mittelalterlichen Ritterlichkeit mit ihrer Poesie vorzugsweise repräsentieren."

* aus: "Weinreiseland an Saale und Unstrut", Anne und Jochen Wiesigel, 1995